Nach Putschversuch:Türkische Führung weitet Repressalien aus

  • Die türkische Führung setzt ihre Verhaftungswelle gegen unliebsame Teile der Bevölkerung fort.
  • Diesmal ergehen Haftbefehle gegen 47 ehemalige Mitarbeiter der Gülen-nahen Zeitung Zaman.
  • Zuvor war bereits der ehemalige Gouverneur von Istanbul festgenommen worden

Nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei setzt die Regierung ihre Repressalien gegen unliebsame Teile der Bevölkerung fort.

Sie erließ Haftbefehle gegen 47 frühere Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung Zaman. Wie ein Behördenvertreter mitteilte, sind neben leitenden Angestellten auch einige Kolumnisten der Zeitung betroffen. Zaman gehörte zur Hizmet-Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen, den die türkische Regierung für den Putschversuch verantwortlich macht, und wurde im März unter Zwangsverwaltung gestellt.

Seit dem Putschversuch gibt es in der Türkei eine Entlassungs- und Verhaftungswelle. Nach Regierungsangaben wurden bereits mehr als 13 000 Menschen festgenommen.

Ex-Gouverneur von Istanbul festgenommen

Am Dienstag waren laut türkischem Präsidialamt zwei Generäle in Dubai festgenommen, die in Afghanistan gedient hatten. Zudem nahm die Polizei den früheren Gouverneur Istanbuls, Hüseyin Avni Mutlu, fest. Er amtierte zur Zeit der Gezi-Proteste gegen den damaligen Regierungschef Recep Tayyip Erdoğan und war auch an deren Niederschlagung beteiligt.

Auch gab es den Angaben zufolge eine Razzia in einer Akademie der Marine in Istanbul, zudem wurden mindestens 110 Mitarbeiter des Ministeriums für Kultur und Tourismus vom Dienst suspendiert. Die Polizei meldete ferner die Festnahme zweier weiterer Journalisten. Gegen 42 Pressevertreter war bereits am Montag Haftbefehl erlassen worden. Die meisten von ihnen arbeiten bei der Gülen-Bewegung nahe stehenden Medien. Die Justiz erließ außerdem Haftbefehle gegen 29 Anwälte in der Stadt Konya, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.

Gülen hat Anschuldigungen der türkischen Regierung zurückgewiesen, seine Bewegung und er seien treibende Kraft des Putsches vom 15. Juli gewesen, bei dem etwa 290 Menschen getötet wurden.

© Süddeutsche.de/AFP/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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