Nach Loveparade-Katastrophe:79.149 Duisburger wollen ihren OB loswerden

Die Initiative "Neuanfang für Duisburg" hat mehr als 79.000 Unterschriften gegen Bürgermeister Adolf Sauerland vorgelegt - und damit die erste Hürde für das Abwahlverfahren genommen. Der Rathauschef weigert sich zwar weiter zurückzutreten, doch seine Chancen im Amt zu bleiben stehen schlecht.

Adolf Sauerland könnte sein Amt als Oberbürgermeister von Duisburg schon bald los sein: Etwa 15 Monate nach dem schweren Unglück bei der Loveparade legte die Initiative "Neuanfang für Duisburg" 79.149 Unterschriften für ein Abwahlverfahren des CDU-Politikers vor - deutlich mehr als die notwendigen 55.000 Stimmen.

Sauerland war wegen seines Verhaltens im Zusammenhang mit dem Unglück auf der Duisburger Loveparade am 24. Juli 2010 in die Kritik geraten. Nach der Massenpanik mit 21 Toten und mehr als 500 Verletzten hatte das Stadtoberhaupt die Verantwortung für den Vorfall bestritten und einen Rücktritt abgelehnt. Eine Abwahl im Stadtrat war gescheitert, weil nicht die notwendige Mehrheit der Stimmen erreicht wurde.

Als "großartiges Ergebnis" wertete Werner Hüsken, Sprecher der Bürgerinitiative "Neuanfang für Duisburg" die nun gesammelten Unterschriften. Die Zahl liege deutlich "über dem Wahlergebnis von Sauerland bei der letzten Oberbürgermeisterwahl". Man könne jetzt nur noch erwarten, dass Sauerland zurücktrete.

92.000 Stimmen könnten für die Abwahl reichen

Doch von einem solchen Schritt will der CDU-Politiker nichts wissen - und bleibt bei seiner Haltung: "Da ändert sich nichts", ließ er über seinen Sprecher Josip Sosic erklären. Später äußerte sich Sauerland selbst: Er sei bis 2015 gewählt und werde Verwaltungschef bleiben, bis es ein anderslautendes demokratisches Votum gebe. Während des Statements gab es Pfiffe, Buhrufe und Zwischenrufe "Schäm dich".

Dass er einen Rücktritt verweigert, sei ein "Tiefpunkt von politischer Moral", erklärte Theo Steegmann, ein weiterer Initiator der Unterschriftensammlung. "Wir haben angefangen, der Stadt die politische Würde zurückzugeben." Die Unterschriften werden im Rathaus öffentlich ausgezählt und dann in den folgenden Wochen auf ihre Gültigkeit überprüft. Dafür verlangt die Stadt eine vollständige Adresse der Unterzeichner mit Hausnummer. Am 12. Dezember wird bei einer Ratssitzung offiziell das Ergebnis der Stimmenauszählung verkündet.

Bei mindestens 55.000 gültigen Stimmen muss dann innerhalb von drei Monaten das Abwahlverfahren stattfinden. Für die Abwahl müssen mindestens 92.000 Bürger stimmen. Angesichts der großen Mobilisierung in den vergangenen drei Monaten gebe es dafür große Chancen, sagte Steegmann: "Wir brauchen 92.000 Stimmen und die kriegen wir auch."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: