Nach Kapitulation der M23:UN-Beauftragter warnt vor weiteren Rebellengruppen im Kongo

Congolese soldiers guard suspected M23 rebel fighters who surrendered in Chanzo village in the Rutshuru territory near the eastern town of Goma

Kongolesische Soldaten bewachen vermutliche M23-Kämpfer nach deren Niederlage.

(Foto: REUTERS)

Die M23-Miliz im Kongo hat sich nach Jahren blutiger Kämpfe geschlagen gegeben. Doch UN-Sonderbeauftragter Kobler warnt jetzt vor vorschnellen Schlüssen: Die M23 seien nur ein Teil des Problems - viele andere Rebellengruppen terrorisierten noch immer die Bevölkerung.

Nach der Kapitulation der M23-Rebellen in der Demokratischen Republik Kongo hat der UN-Sonderbeauftragte Martin Kobler vor den verbliebenen Rebellengruppen in dem zentralafrikanischen Land gewarnt. "Die M23 ist nur ein Teil des Problems", sagte der deutsche Chef der Monusco-Mission im Deutschlandradio Kultur. "Die anderen Rebellengruppen, die den gesamten Ostkongo unsicher machen, die die Bevölkerung terrorisieren, müssen eben auch ein Ende finden."

Diese Aufständischen begingen "Grausamkeiten, die man sich nicht vorstellen kann", sagte Kobler, der von einer Liste mit 48 Rebellengruppen sprach. Es sei Aufgabe der etwa 19.000 Soldaten umfassenden Monusco-Mission, bei der Bekämpfung der übrigen Rebellen mitzuhelfen. Die etwa 3000 Mann starke Interventionsbrigade der Monusco habe entscheidenden Anteil am Sieg über die M23-Rebellen gehabt, sagte Kobler. Diese habe gemeinsam mit der kongolesischen Armee zum Schutz der Zivilbevölkerung militärisch reagiert.

"Wenn kein Frieden da ist, den es zu bewahren gilt, dann müssen auch offensive Mittel eingesetzt werden, das haben wir getan", sagte Kobler. Ziel sei nun, dass sich die Rebellen in das Leben im Kongo wieder eingliederten.

Die M23-Rebellen hatten sich am Dienstag nach etwa eineinhalb Jahren des bewaffneten Kampfs gegen die Armee geschlagen gegeben: "Wir haben beschlossen, unsere Rebellion zu beenden und auf rein politischer Ebene weiter nach Lösungen zu suchen", hieß es in einer von M23-Präsident Bertrand Bisimwa unterzeichneten Mitteilung.

Massenflucht - vor allem nach Uganda

Noch am Montag hatten Rebellen mehrere Orte in der Nähe der Stadt Bunagana unter Beschuss genommen. Zuvor hatte Bisimwa aber bereits einen einseitigen Waffenstillstand erklärt und seine Männer aufgefordert, "alle Feindseligkeiten mit den Streitkräften der Demokratischen Republik Kongo einzustellen". Nun wollen beide Seiten an den Verhandlungstisch zurückkehren, um eine friedliche Lösung in dem Konflikt zu finden.

Seit der Formierung der M23 im April 2012 hatten blutige Auseinandersetzungen mit den Regierungstruppen zu einer Massenflucht geführt. Die meisten Menschen flohen ins Nachbarland Uganda, wo auch immer wieder Friedensgespräche beider Parteien stattfanden. Allein in den vergangenen Tagen kamen nach Angaben des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) etwa 10.000 Menschen über die Grenze. "Bei den meisten - etwa 60 Prozent - handelt es sich um kleine Kinder, die bei der Flucht von ihren Eltern getrennt wurden", sagte UNHCR-Sprecher Adrian Edwards in Genf.

Die Miliz ist nach dem Datum 23. März 2009 benannt, an dem ursprünglich ein Friedensvertrag mit der Regierung in Kinshasa ausgehandelt worden war. Die Rebellen, die größtenteils der Volksgruppe der Tutsi angehören, warfen der Regierung vor, Versprechungen von damals nicht eingehalten zu haben. Seit Beginn der Rebellion hatten Kongos Regierung und die Vereinten Nationen sowohl Uganda als auch Ruanda wiederholt vorgeworfen, die Gruppe zu unterstützen.

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