Nach Journalisten-Mord in Pakistan:Reporter sollen Waffen tragen dürfen

Seine Peiniger folterten Shahzad, dann erschossen sie ihn: Der Mord an dem Journalisten sorgt in Pakistan für Entsetzen. Menschenrechtler fordern, eine mögliche Verwicklung des Geheimdienstes ISI zu prüfen. Zum Eigenschutz sollen Journalisten künftig Waffen tragen dürfen.

Der am Dienstag in Pakistan tot aufgefundene Journalist einer italienischen Nachrichtenagentur wurde zu Tode gefoltert. Einer der Ärzte, die in Islamabad die Autopsie vorgenommen hatten, sagte, die Leiche weise Anzeichen von Folter im Gesicht und am Körper auf. Ein weiterer Arzt sagte, Lunge und Leber des Journalisten seien geschwollen gewesen, zudem sei der 40-Jährige geschlagen worden.

Undated handout photo of Journalist Saleem Shahzad

Der Journalist Syed Saleem Shadzad. Ist der pakistanische Gehemdienst für seinen Tod mitverantwortlich?

(Foto: REUTERS)

Syed Saleem Shahzad war am Sonntag auf dem Weg zu einem Fernsehauftritt verschwunden. Zwei Tage später wurde er 130 Kilometer südöstlich der pakistanischen Hauptstadt Islamabad tot neben seinem Wagen gefunden. Shadzad war für die italienische Nachrichtenagentur Adnkronos International und für das in Hongkong erscheinende Magazin Asia Times Online tätig. Bereits 2006 war er in Afghanistan von Taliban-Kämpfern entführt worden, kam damals jedoch unverletzt wieder frei.

Etwa 300 Menschen, darunter überwiegend Verwandte und Journalisten, nahmen am Mittwoch an der Beisetzung des dreifachen Familienvaters in seiner Heimatstadt Karachi teil.

Reporter sollen jetzt Waffen tragen dürfen

Unterdessen hat der Staat auf dem Journalistenmord reagiert: Reporter sollen sich jetzt zum Selbstschutz bewaffnen dürfen. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte in Islamabad, Journalisten bekämen auf Antrag Waffenscheine ausgestellt. Das Angebot, Waffen tragen zu dürfen, lehnt die Pakistanische Bundesvereinigung für Journalisten jedoch strikt ab. "Es ist die Verantwortung der Regierung, uns zu schützen. Wir sind Reporter, keine Soldaten", sagte ein Sprecher der Vereinigung.

Innenminister Rehman Malik ordnete polizeiliche Ermittlungen zum Tod Shahzads an und sicherte zu, Vorwürfe zu untersuchen, der pakistanische Geheimdienst ISI könnte in die Tat verwickelt sein. Reporter und Presseverbände erklärten jedoch, frühere Ermittlungen zum Tod von Journalisten seien nicht öffentlich gemacht worden und auch diesmal kaum zu erwarten.

Ein Vertreter der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sagte, Shahzad habe mehr als einmal erzählt, dass er vom ISI bedroht werde. Asia Times Online schrieb am Mittwoch, Shahzad habe "oft um sein Leben gefürchtet" und sich sowohl von Extremisten als auch vom Staat bedroht gefühlt.

Der 40-jährige Familienvater Shahzad hatte zwei Tage vor seiner Entführung einen Artikel über mögliche Verbindungen zwischen dem Terrornetz al-Qaida und Pakistans Streitkräften veröffentlicht. Der Bericht stand im Zusammenhang mit einem tödlichen Angriff von Extremisten auf eine Marinebasis in Karachi im vergangenen Monat, die nach Shahzads Recherchen Unterstützer in den Streitkräften hatten.

Nach Angaben von Reporter ohne Grenzen sind seit Anfang vergangenen Jahres mit dem Mord an Shahzad 16 Journalisten getötet worden. Pakistan steht auf dem Pressefreiheits-Index der Organisation auf einem schlechten Rang 151 von 178 Staaten. Asia Times Online beklagte mit Blick auf die getöteten Journalisten: "Keiner der Mörder ist zur Verantwortung gezogen worden. Nicht ein einziger."

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