Nach Haft:Von Nordkorea freigelassener US-Student Warmbier gestorben

Otto Warmbier

Otto Warmbier bei einer Pressekonferenz kurz nach seiner Festnahme in Pjöngjang.

(Foto: AP)
  • Der US-Student Otto Warmbier war im Januar 2016 in Nordkorea festgenommen und im März zu 15 Jahren Straflager verurteilt worden.
  • Erst vor wenigen Tagen wurde er freigelassen.
  • Amerikanische Ärzte diagnostizierten bei ihm schwere Gehirnverletzungen.

Der US-Student Otto Warmbier, der vor wenigen Tagen aus einer 17 Monate dauernden Haft in Nordkorea zurückgekehrt war, ist tot. Das teilte seine Familie in einem Statement mit. "Es ist unsere traurige Pflicht mitzuteilen, dass unser Sohn, Otto Warmbier, seine Reise nach Hause beendet hat", hieß es in der Erklärung. "Die schreckliche, qualvolle Misshandlung, die unser Sohn in den Händen der Nordkoreaner erfahren hat, machte keinen anderen Ausgang möglich."

US-Präsident Donald Trump kritisierte Nordkorea nach Warmbiers Tod scharf. Die Regierung in Pjöngjang sei ein "brutales Regime", sagte er während einer Veranstaltung im Weißen Haus am Montagabend. Es seien "schlimme Dinge" passiert, aber immerhin sei es gelungen, Warmbier noch "nach Hause zu seinen Eltern" zu holen. Der Familie übermittelte Trump in einem Schreiben sein "tiefes Beileid".

Der 22-jährige Student war im Wachkoma liegend in die USA zurückgebracht worden. Er hatte nach Darstellung amerikanischer Ärzte während seiner Zeit in Nordkorea schwere Hirnschädigungen erlitten. Er habe in allen Bereichen seines Gehirns großflächige Schäden am Hirngewebe, sagte sein Mediziner in der vergangenen Woche. Der Student befinde sich in einem Zustand "reaktionsloser Wachheit". Er könne seine Augen öffnen und blinzeln. Es gebe aber keinerlei Anzeichen dafür, dass er auf Sprache oder Aufforderungen reagiere.

Der Fall Warmbier

Warmbier war im März 2016 in Pjöngjang zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden, weil er versucht haben soll, im Personalbereich seines Hotels ein patriotisches Propagandabanner zu stehlen. Er war zum Jahreswechsel in die nordkoreanische Hauptstadt gefahren. Der Zwischenstopp war Teil einer Asienreise, die ihn für ein Auslandssemester nach Hongkong führen sollte. Die nordkoreanische Justiz stufte den Plakatabriss als staatsfeindliches Handeln ein.

Er verbrachte 17 Monate in Nordkorea, ehe er am Dienstag vergangener Woche in die USA zurückgebracht wurde. Vorausgegangen waren intensive diplomatische Bemühungen von US-Außenminister Rex Tillerson und dem schwedischen Außenministerium, das die Interessen der USA in Nordkorea vertritt. Die Eltern erfuhren eine Woche vor der Rückkehr, dass ihr Sohn seit fast 15 Monaten im Koma liegt.

Die Begründung der nordkoreanischen Seite, er sei an einer Fleischvergiftung erkrankt und nach Einnahme einer Schlaftablette nicht mehr aufgewacht, halten sie für nicht glaubwürdig. Warmbiers US-Ärzte wollten nicht über die Hintergründe der Verletzungen spekulieren.

US-Bürger als politische Geiseln

Immer wieder hat Nordkorea US-Bürger verhaftet, um sie als Faustpfand für Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten einzusetzen. Als 2009 zwei US-Journalistinnen wegen illegaler Einreise an der Grenze zu China verhaftet und zu zwölf Jahren Arbeitslager verurteilt wurden, gelang es Pjöngjang, einen Besuch Bill Clintons für ihre Freilassung zu erwirken.

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