Nach Gefangennahme in Tripolis:Libyen fordert von USA Auslieferung von Al-Qaida-Terrorist

Steckbrief von Abu Anas al-Libi

Steckbrief von Abu Anas al-Libi auf der Webseite des FBI

(Foto: dpa)

Für Libyen war es eine "Entführung", für die USA Kampf gegen den Terrorismus: Nach der Gefangennahme des mutmaßlichen Top-Terroristen Al-Libi sieht die Regierung in Tripolis ihre Souveränität verletzt. US-Präsident Obama rechtfertigt sich mit Kritik an anderen Staaten.

Libyen hat von den USA die Überstellung des verschleppten mutmaßlichen Al-Qaida-Terroristen Abu Anas al-Libi verlangt. Der Militäreinsatz der Amerikaner und die Entführung des Mannes hätten die Souveränität des Landes verletzt, zitiert die amtliche Nachrichtenagentur Lana aus einer Stellungnahme des Parlaments. Die USA müssten libyschen Behörden und der Familie al-Libis Kontakt zu ihm gewähren, hieß es weiter.

Zuvor war bereits die US-Botschafterin ins Außenministerium einbestellt worden. Ein US-Kommando hatte al-Libi, der an der Planung mehrerer großer Terroranschläge beteiligt gewesen sein soll, am Samstag vor seinem Haus in der Hauptstadt Tripolis überwältigt. US-Medienberichten zufolge wurde der seit langem gesuchte mutmaßliche Terrorist auf ein Kriegsschiff gebracht.

Die libysche Regierung von Ministerpräsident Ali Seidan ist durch die Aktion der Amerikaner stark unter Druck geraten. Sie spricht von einer "Entführung" und verurteilt das Vorgehen der USA als Verletzung internationalen Rechts. Tripolis verlangt, dass al-Libi in seinem Heimatland der Prozess gemacht wird.

US-Präsident Barack Obama zufolge soll al-Bibi dagegen vor ein Gericht in den USA gestellt werden. Al-Libi habe geholfen, Terrorattacken mit Hunderten Toten, davon "eine Menge Amerikaner" zu verüben. "Wir haben dafür starke Beweise", sagte Obama. "Und er wird zur Rechenschaft gezogen werden."

Obama verteidigte auch die jüngsten Einsätze amerikanischer Spezialeinheiten in Libyen und Somalia. Zugleich machte er klar, dass auch künftig derartige Militäroperationen möglich seien - so lange, wie es Bedrohungen gegen die USA gebe. "Wir müssen sie weiter verfolgen", sagte Obama im Weißen Haus. Gerade in Afrika gebe es Staaten, in denen sich radikale Gruppen in "weites Gelände" zurückziehen könnten. Oft fehle es den Regierungen an Fähigkeiten, gegen die Extremisten vorzugehen.

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