Süddeutsche Zeitung

Nach der Wahl in Kenia:Mindestens 14 Tote bei Unruhen

Lesezeit: 1 min

Am dritten Tag nach der Wahl versinkt Kenia in blutigen Unruhen, bei denen mindestens 14 Menschen gestorben sind. Noch immer gibt es kein Ergebnis.

Drei Tage nach den Wahlen in Kenia droht das ostafrikanische Land in Unruhen und Betrugsvorwürfen zu versinken. Während die Wahlkommission die Bekanntgabe des Ergebnisses weiter verzögerte, wurden bei Zusammenstößen in Nairobi seit Samstag mindestens fünf Menschen getötet. Auch am Sonntag gingen mehrere tausend Menschen auf die Straße.

Oppositionskandidat Raila Odinga rief Präsident Mwai Kibaki am Sonntag dazu auf, seine Niederlage bei der Wahl am Donnerstag einzugestehen. Er warf ihm Wahlbetrug vor und sagte: "Diese Regierung hat jede Legitimität verloren." Er rufe den Präsidenten auf, jetzt den Willen des Volkes zu respektieren.

Nach den letzten vorläufigen Ergebnissen hatte Odinga einen hauchdünnen Vorsprung von 38.000 Stimmen. Sichtlich gezeichnet von der Anspannung der vergangenen Tage forderte Odinga eine Neuauszählung der Stimmen.

Kibakis Partei der Nationalen Einheit (PNU) rief hingegen zur Geduld auf. Einzig die Wahlkommission habe die Befugnis, die Ergebnisse bekanntzugeben, hieß es in einer Erklärung der PNU. Der Vorsitzende der Wahlkommission, Samuel Kivuitu erklärte am Samstag, die Bekanntgabe von Ergebnissen werde solange ausgesetzt, bis alle Betrugsvorwürfe untersucht seien.

Kivuitu räumte Probleme ein und sagte, in einem Wahlkreis sei eine Beteiligung von 115 Prozent ermittelt worden. In einem anderen Wahlreis sei ein Kandidat mit einer Stimmurne weggelaufen.

Die Verzögerung der Ergebnisse heizte jedoch die Unruhe in der Bevölkerung weiter an. Aufgebrachte Anhänger der Opposition setzten Busse und Geschäfte in Brand, schwenkten ihre Macheten und riefen: "Kibaki muss weg!" In der Elendssiedlung Mathare errichteten junge Männer Straßensperren. "Wenn sie sagen, dass Kibaki gewonnen hat, dann wird Kenia nicht wiederzuerkennen sein", drohte einer der Aufständischen.

Augenzeugenberichten zufolge kam es auch zu Kämpfen zwischen rivalisierenden ethnischen Gruppen. Besorgt äußerte sich am Sonntag der deutsche Leiter der EU-Wahlbeobachter, Alexander Graf Lambsdorff. Mitglieder der Delegation seien an mehreren Auszählungszentren abgewiesen worden. "Über der Auszählung steht ein großes Fragezeichen", sagte Lambsdorff.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.263513
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
AP/aho
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.