Nach der Einigung im Ärztestreik:Brandenburger Kliniken scheren aus

Monatelang haben die Ärzte gestreikt, doch ihre Siegesfreude scheint verfrüht: In Brandenburg wird die Mehrheit der kommunalen Kliniken den mühsam ausgehandelten Tarifvertrag nicht anwenden.

Die Mehrzahl der 15 kommunalen Kliniken im Lande habe bereits die Tarifbindung für Ärzte und Pflegepersonal gegenüber der Gewerkschaft Verdi aufgegeben, berichtet die Märkische Allgemeine.

Damit könnten die Kliniken beispielsweise in Angermünde, Belzig, Potsdam und Prenzlau die Gehälter frei aushandeln. Dabei rechnen die Klinikleitungen mit dem Verständnis der Beschäftigten.

Denn bei Einhalten der neuen Tarifverträge könnte die Existenz von vielen Arbeitsplätzen auf dem Spiel stehen, weil die Kliniken aus ihrer Sicht die Kosten nicht tragen könnten.

"Für manche Klinik kaum tragbar"

Die Gewerkschaften reagierten der Zeitung zufolge mit Zurückhaltung auf die Tarifflucht der Kliniken.

Dann müssten eben mit jedem einzelnen Haus eigene Tarifverträge abgeschlossen werden, kündigte der Marburger Bund an. Verdi will zunächst überprüfen, ob die Aufgabe der Tarifbindung überhaupt rechtlich möglich ist.

An die 70.000 Mediziner arbeiten an den rund 700 Stadt- und Kreiskrankenhäusern in Deutschland. Nach fast achtwöchigem Streik hatten sich der Marburger Bund und die Arbeitgeber am Donnerstag auf eine Gehaltserhöhung geeinigt.

Gehälter steigen um bis zu 13 Prozent

Die Gehälter steigen - je nach Zeitpunkt der Einstellung - um 1,5 bis 13 Prozent. Zudem soll mehr Geld für Bereitschaftsdienste bezahlt werden und die Arbeitszeiten begrenzt werden.

Der Deutsche Städtetag hatte den Tarifabschluss für die Ärzte prinzipiell begrüßt, zugleich aber die damit verbundenen finanziellen Belastungen kritisiert. Die höheren Kosten seien "für manche Klinik kaum tragbar", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes.

Die Finanzlage der meisten städtischen Kliniken bereits seit Jahren äußerst angespannt.

Auch der Kommunale Arbeitgeberverband in Sachsen-Anhalt sieht den Tarifabschluss für die Ärzte skeptisch. Auf die Krankenhäuser kämen Kostensteigerungen von 10 bis 13 Prozent zu. "Das kann Konsequenzen bis zur Existenzfrage der Häuser haben."

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