Radikaler Islamismus:Osama bin Ladens letzte Botschaft?

Posthume Nachricht vom Terrorchef? Radikalislamische Webseiten haben eine Tonaufnahme veröffentlicht, die kurz vor der Tötung des Al-Qaida-Führers entstanden sein soll. Die Stimme lobt darin die Unruhen in der arabischen Welt. Die USA haben eingeräumt, dass sie keine Beweise dafür haben, dass Pakistan vom Unterschlupf des Terrorchefs wusste.

Radikalislamische Webseiten haben nach einem Bericht des US-Nachrichtensenders CNN am Mittwoch ein Tonband veröffentlich, das angeblich von Al-Qaida-Chef Osama bin Laden aufgenommen worden sein soll. Die Botschaft soll enstanden sein, kurz bevor Bin Laden bei einer US-Militäroperation getötet wurde.

Radikaler Islamismus: Die angebliche Audiobotschaft Osama bin Ladens kursiert auf verschiedenen radikalislamischen Webseiten.

Die angebliche Audiobotschaft Osama bin Ladens kursiert auf verschiedenen radikalislamischen Webseiten.

(Foto: AP)

Der Sprecher wird auf dem Tonband als Bin Laden vorgestellt, der "Märtyrer des Islam". Die Aufnahme soll von al-Qaidas Medienabteilung As-Sahab veröffentlicht worden sein.

Die Stimme auf dem Tonband lobt die Anti-Regierungs-Proteste in den arabischen Ländern. Die Proteste in Ägypten und Tunesien seien eine "seltene historische Chance". Die Muslime werden ermutigt, gegen korrupte Herrscher und westliche Hegemonie zu kämpfen.

Die Authentizität der mehr als zwölf Minuten langen Aufnahme kann CNN nach eigenen Angaben nicht eindeutig überprüfen, wie das auf die Überwachung islamistischer Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE berichtete.

Keine Beweise für Pakistans Kenntnis des Bin-Laden-Unterschlupfs

Unterdessen erklärte US-Verteidigungsminister Robert Gates, dass den USA keine Beweise vorliegen würden, dass Pakistan von dem Versteck Bin Ladens in der Garnisonsstadt Abbottabad gewusst hatte.

US-Spezialkräfte hatten Bin Laden in der nordpakistanischen Stadt Abbottabad in der Nacht zum 2. Mai getötet. Danach war in den USA heftige Kritik an Pakistan laut geworden, weil der Chef des Terrornetzwerks al-Qaida jahrelang unbehelligt in dem Land leben konnte, das offiziell ein enger Verbündeter im Kampf gegen den Terrorismus ist. Vor allem der pakistanische Geheimdienst wird verdächtigt, ein doppeltes Spiel zu betreiben.

Mehrere Kongressabgeordnete hatten nach der Kommandoaktion gegen Bin Laden gefordert, die milliardenschweren Hilfszahlungen Washingtons an die Regierung in Islamabad teilweise oder ganz zu streichen.

US-Verteidigungsminister Gates: Weiter Hilfen für Pakistan

Neben Gates erklärte nun auch US-Generalstabschef Admiral Mike Mullen, dass es keine Beweise für eine Verwicklung der pakistanischen Führungsriege gebe. Allerdings, so räumte Gates ein, könnten möglicherweise Einzelpersonen in Pakistans Behördenapparat Kenntnis von Bin Ladens Versteck gehabt haben. "Meine Vermutung ist, dass jemand etwas gewusst hat", sagte Gates in seiner ersten Pressekonferenz seit der Tötung des Al-Qaida-Chefs. "Aber wir haben keine Idee und keine Beweise und keine Belege."

Gates und Mullen sprachen sich gegen eine Kürzung der US-Hilfen für Pakistan aus. Der Verteidigungsminister sagte, die Unterstützung Pakistans liege im "Interesse" der USA. Amerika sollte nun mit der Hilfe fortfahren, die den Menschen in Pakistan zugutekomme. Islamabad sei durch die Kommandoaktion in Abbottabad bereits genügend "bloßgestellt" worden.

Die US-Regierung hatte Pakistan nicht vorab über den geheimen Einsatz auf seinem Staatsgebiet informiert. In Pakistan hatten Regierung und Bevölkerung mit Empörung auf das Vorgehen der USA reagiert.

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