Nach dem Austritt von Oertel:Pegida gibt es jetzt doppelt

Der Streit um die Haltung zu Rechtsextremisten spaltet die antiislamische Bewegung. Kathrin Oertel gründet mit einigen Mitstreitern einen neuen Verein - bald könnte es zwei Montagsdemos in Dresden geben.

Von Jan Bielicki

Nach der Spaltung der antiislamischen Pegida-Spitze wird sich Dresden auf konkurrierende Demonstrationen von Anhängern der Bewegung einstellen müssen. Fünf Führungsmitglieder um die Sprecherin Kathrin Oertel, die den Verein am Mittwoch verlassen haben, wollen ihre Anhänger nun am Montag in einer Woche zu einer eigenen Kundgebung in die Dresdner Innenstadt rufen.

Das bestätigte Bernd Volker Lincke, einer der Ausgetretenen, am Donnerstag der Süddeutschen Zeitung. Nach Angaben der Stadt rechneten die Veranstalter mit 5000 Teilnehmern. Auch der bei Pegida verbliebene Rest des Organisationsteams hat auf seiner Facebook-Seite für Montag in einer Woche einen "großen Abendspaziergang" angekündigt. Damit könnte es in zehn Tagen in Dresden zwei Montagsdemonstrationen geben.

Eine für den kommenden Montag geplante Kundgebung hatte Pegida abgesagt, nachdem ein Streit in der Führungsmannschaft eine Rücktrittswelle ausgelöst hatte. Als Grund ihres Austritts nannten Oertel und vier ihrer Mitstreiter in einer Erklärung am Donnerstag den Verbleib des Pegida-Mitgründers Lutz Bachmann im Verein und dessen Organisationsteam.

Bachmann war in der Woche zuvor vom Vereinsvorsitz zurückgetreten, nachdem Äußerungen im Internet bekannt geworden waren, in denen er Ausländer als "Viehzeug" und "Dreckspack" beschimpft hatte. Den Verein, dem nur zehn Mitglieder angehören, wollte er jedoch nicht verlassen.

Pegida wirbt für Marsch der rechten Legida

"Wir grenzen uns klar von rechtsextremen Tendenzen ab", heißt es in der Rücktrittserklärung der Aussteiger. Außerdem lehnen die Fünf darin einen Schulterschluss mit dem Legida genannten Pegida-Ableger in Leipzig klar ab. Dieser tritt deutlich radikaler auf als das Dresdner Original und pflegt enge Verbindungen zu Rechtsextremisten.

Scharf wies Oertel Angaben der Facebook-Seite von Pegida zu den angeblichen Motiven ihres Rückzug zurück. Ihr Amtsverzicht war dort mit "massiven Anfeindungen, Drohungen und beruflichen Nachteilen" begründet worden. Diese Punkte seien ausdrücklich nicht "maßgeblich für ihren Rücktritt verantwortlich", ließ Oertel in einer eigenen Erklärung wissen.

Politisch wollen die fünf Ausgetretenen weitermachen, den Schwerpunkt künftiger Kundgebungen aber nicht mehr auf die Themen Islam und Asyl legen. "Wir wollen das in andere Bahnen lenken", sagt Lincke. "Unsere Ziele, wie die Durchsetzung der direkten Demokratie auf Bundesebene, werden wir weiterhin zielstrebig verfolgen", heißt es in der Erklärung der Fünf.

Man suche den Dialog mit Politik und Medien, sagte der bisherige Vereinsvize René Jahn. Als Name eines neuen Bündnisses ist laut Sächsischer Zeitung "Bewegung für direkte Demokratie in Europa" im Gespräch.

Die Facebook-Seite von Pegida wirbt derweil für einen Marsch der rechten Legida, die an diesem Freitag durch Leipzig ziehen will. "Jetzt erst recht, Schulter an Schulter", heißt es dort.

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