Nach BBC-Interview:Online-Petition will britischen Minister am Existenzminimum sehen

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Großbritanniens Arbeitsminister Iain Duncan Smith: Soll Worten Taten folgen lassen. (Foto: REUTERS)

Er komme mit 53 Pfund pro Woche aus, behauptete Arbeitsminister Smith im Radio. Damit wollte er das Sparpaket der Regierung verteidigen. Im Internet nehmen Hunderttausende den Politiker beim Wort: Er soll seiner Behauptung Taten folgen lassen.

Von Karin Janker

In Großbritannien ist Sparen angesagt. Am Montag sind verschiedene Kürzungen im Sozialsystem in Kraft getreten, unter anderem wird die Sozialhilfe gekürzt. Die Regierung Cameron hat ein Sparpaket verabschiedet, das nach Ansicht der Labour-Partei vor allem die ärmsten zehn Prozent der Bevölkerung trifft.

Mit jenen ärmsten zehn Prozent wollte sich der britische Arbeitsminister Iain Duncan Smith solidarisieren - mit Worten zumindest. In einem Interview im Radiosender BBC sagte der 58-Jährige, er könne von dem Budget leben, mit dem auch ein im Radio befragter Markthändler auskommen muss: mit 53 Pfund pro Woche, das sind etwa 63 Euro.

Dieser Betrag bleibt David Bennett Woche für Woche übrig, nachdem er alle gesetzlichen Abzüge weggerechnet hat. Arbeitsminister Smith verkündete vollmundig, wenn er müsste, würde er davon leben können. Diese leichtfertige Antwort bringt den konservativen Politiker nun unter Zugzwang: Bis Mittwochabend schlossen sich etwa 400.000 Menschen einer Petition im Internet an. Sie fordert, der Arbeitsminister möge seiner Bemerkung Taten folgen lassen, auf 97 Prozent seiner Beamtenbezüge verzichten - ein Jahr lang:

"This petition calls on Iain Duncan Smith to live on this budget for at least one year. This would help realise the conservative party`s current mantra that 'We are all in this together'."

Smith rechtfertigte sich später in einem Zeitungsinterview: Er sei schon zwei Mal arbeitslos gewesen und wisse, wie es sei, "am Existenzminimum zu leben". Die Petition tat er als "Farce" ab.

Der Initiator der Onlinepetition, der Musiker Dom Aversano, ist selbst überrascht davon, wie viele Menschen ihn unterstützen. Über den Nachrichtendienst Twitter rief er am 1. April zum Unterzeichnen auf:

George Monbiot, Kolumnist der britischen linksliberalen Zeitung The Guardian, verfolgte den Zuwachs der Unterzeichner ebenfalls staunend:

"The first 1,000 signatures arrived in 23 minutes. The 10,000 mark was passed after three and a half hours. But it was still picking up speed. Within seven hours there were 50,000 signatures. In 11 hours, 100,000."

Und die Zahl der Unterstützer steigt noch immer sehr schnell an (hier der aktuelle Stand). Die Petition trifft offenbar den Nerv den Menschen in Großbritannien in Zeiten der Sparpolitik.

Mit Material von AFP.

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