Nach Attentat in Newtown:US-Politiker dringen auf schärfere Waffengesetze

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Seine Mutter galt als Waffennärrin, es waren ihre Waffen, mit denen der Täter das Massaker in einer Grundschule in Newtown anrichtete. Jetzt fordern Politiker eine Verschärfung der Waffengesetze - und eine klare Aussage von Präsident Obama.

In Zeiten der Trauer hält sich die Waffenlobby in den USA zurück. Die Internetseite der National Rifle Assocation NRA erwähnt am Sonntag das Massaker an der Grundschule in Connecticut mit keinem Wort. Immerhin ist auf der Seite des mächtigen Verbandes zu lesen, dass Forderungen nach strengeren Waffengesetzen aufkommen. Gibt das Anlass zur Hoffnung, dass sich diesmal, nachdem ein Mann 20 Kinder erschossen hat, wirklich etwas ändern könnte?

Columbine, Virginia Tech, Tucson, Aurora und nun Newtown - wann immer Amokläufe die Nation erschüttern, werden Rufe nach schärferen Waffengesetzen laut. Aber geändert hat sich am Ende nichts. Die Amerikaner scheinen waffenverliebt wie eh und je. Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als 40 Prozent aller US-Haushalte über eine Schusswaffe verfügen.

Auch die Mutter des Täters war nach einem Bericht der New York Times eine Waffennärrin, die ihren Sohn zu Schießständen mitnahm. Die 52-jährige Frau besaß nach Informationen von Ermittlern fünf Waffen, die auf ihren Namen registriert gewesen seien. Darunter waren das halbautomatische Sturmgewehr und zwei Pistolen, mit denen ihr 20-jähriger Sohn das Massaker anrichtete.

Immerhin mehren sich langsam auch die Stimmen in der Politik, die angesichts des Massaker von Newtown, strengere Waffengesetzen fordern. Genährt wird diese Hoffnung vor allem dadurch, dass die meisten Opfer des Todesschützen in Newtown Kinder waren. "Wenn das nicht die Menschen und unsere Politiker wachrüttelt, was dann?", sagt die Kongressabgeordnete Carolyn McCarthy, deren Mann bei einer Schießerei 1993 getötet worden war. Sie kündigte an, dass sie in Washington auf Änderungen pochen wird. "Ich werde nicht mehr zurückweichen", zitierte die New York Times die Demokratin.

Eine nationale Kommission solle das Waffenrecht überprüfen, sagt der parteilose Senator Joe Lieberman am Sonntag in der Fernsehsendung "Fox News Sunday". Der demokratische Senator Dick Durbin schloss sich der Forderung an. In der Sendung "Meet the Press" kündigte die demokratische Senatorin Dianne Feinstein an, sie werde ihren Plan für ein Verbot von militärischen Waffen wieder aufnehmen. Der demokratische Politiker Jerry Nadler meinte: "Wenn der Präsident jetzt handelt und einen Kreuzzug anführt, wäre das wunderbar."

Hoffnung macht da auch die Reaktion Obamas nach dem Amoklauf. Noch nie zuvor, so schildern Mitglieder des Washingtoner Pressekorps, habe man den Präsidenten so emotional gesehen wie am Freitag, als er sagte: "Unsere Herzen sind heute gebrochen." Der Präsident kündigte immerhin "bedeutsame" Schritte an. Was er damit meinte, blieb zwar offen, die Regierung wolle die Tragödie nicht "politisieren", sagte Sprecher Jay Carney. "Das hier ist heute nicht der Tag dazu."

Dass die Wahl hinter Obama liegt und er in seiner zweiten Amtszeit befreiter auftreten kann, lässt manche Waffengegner ebenfalls hoffen. Die Schießerei in Newtown sei ein "Game Changer", ein Ereignis, das grundsätzliche Änderungen bringt, meinte David Chipman, ein früherer Beamter der Bundespolizei ATF, in der New York Times.

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Nach dem Verbrechen vom Freitag versammelten sich vor dem Weißen Haus in Washington Waffengegner zu einer Mahnwache. "Herr Präsident, ich bete dafür, dass Sie handeln", war auf Plakaten zu lesen. Marian Wright Edelman sprach vielen aus der Seele. "Wie jung müssen die Opfer sein und wie viele Kinder müssen sterben, bevor wir die Verbreitung von Waffen in unserem Land stoppen?" fragte die Vorsitzende des Children's Defense Fund, einer Organisation zum Schutz von Kindern.

Obama will den Trauernden persönlich beistehen und am Sonntagabend in Newtown auf einer Gedenkfeier sprechen und Familien der Opfer treffen.

© Süddeutsche.de/dapd/dpa/mahu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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