Wieder ist offenbar ein Mitarbeiter des umstrittenen Atomprogramms der Islamischen Republik einem Anschlag zum Opfer gefallen. Wieder beschuldigt Iran nur Stunden später Israel und die USA, für die Tat verantwortlich zu sein. Wieder gibt es dafür keine Belege. Was es aber durchaus gibt, sind plausible Argumente, die dafür sprechen, dass der Schattenkrieg zwischen den Geheimdiensten westlicher Staaten - allen voran Israels und der USA - und Iran eskaliert.

Es war nicht das erste Attentat nach diesem Muster, und gezielte Tötungen gehören zum Standardrepertoire der vom Mossad eingesetzten Taktiken. Dessen Anfang 2011 ausgeschiedener früherer Chef Meir Dagan macht wenig Hehl daraus, dass er Sabotage für das beste Mittel hält, um zu verhindern, dass Iran in den Besitz von Atomwaffen gelangt - ein besseres als einen Militärschlag gegen die Nuklearanlagen.
Die Folgen gezielter Attacken lassen sich unter Kontrolle halten: Die iranischen Dienste unternehmen ihrerseits begrenzte Operationen in Afghanistan, Irak und andernorts. Auch dabei kommen Menschen ums Leben, aber die Folgen eines heißen Krieges in der Region wären unkalkulierbar.
Gegenwärtig aber schaukeln sich die Spannungen am Golf derartig auf, dass sich niemand mehr darauf verlassen sollte, dass alle Seiten weiter daran interessiert sind, den Ausbruch eines offenen Konflikts zu vermeiden. Die Morde an Wissenschaftlern sollen offenbar auch psychologische Wirkung entfalten.
Iran verfolgt ein strukturiertes Atomprogramm, das kommt nicht zum Erliegen, wenn einzelne Mitarbeiter getötet werden. Es geht darum, Angst und Schrecken zu verbreiten. Den Atomkonflikt mit Iran lösen solche Taten nicht.