Der Zentralrat der Juden in Deutschland appelliert an die muslimischen Verbände, stärker gegen antisemitische Tendenzen in Moscheegemeinden vorzugehen. "Repräsentanten der Muslime haben sich durchaus gegen Antisemitismus positioniert", sagte der Präsident des Zentralrates, Josef Schuster, der Zeitung Die Welt. Doch die Verbände erreichten meist nur einen kleinen Teil der Gemeinden. "Und hier muss man leider sehen, dass in vielen dieser Moscheegemeinden weiter nicht nur nicht gegen Antisemitismus vorgegangen wird, sondern weiterhin Vorbehalte gegen Juden und gegen Israel verbreitet werden und von Imamen entsprechend gepredigt wird."
Schuster fordert die muslimischen Verbände deshalb auf, "sehr klar einzuwirken und deutlich zu machen, welcher Wertekodex in Deutschland gilt und für alle, die in diesem Land leben wollen, bindende Voraussetzung ist".
Bei Demonstrationen arabischer Gruppen in Berlin waren vergangenes Wochenende israelische Flaggen verbrannt und antisemitische Parolen gerufen worden. Die pro-palästinensischen Demonstrationen richteten sich offiziell gegen die von US-Präsident Donald Trump verkündete Anerkennung Jerusalems als alleinige Hauptstadt Israels.
Schuster sagte zudem, wachsende Sorgen in den jüdischen Gemeinden seien auch auf das Auftreten der AfD zurückzuführen. Ansichten wie die von Björn Höcke zum Holocaust-Mahnmal in Berlin und andere "eindeutig antijüdische Verlautbarungen" von Vertretern der AfD erzeugten ein "Gefühl der Verunsicherung". Schuster stuft den Antisemitismus von rechtsextremer Seite als mindestens so gefährlich ein wie den von muslimischer Seite: "Die meisten Übergriffe kommen tatsächlich von Rechtsextremisten, die meisten antijüdischen Demonstrationen und lautesten antisemitischen Verunglimpfungen kommen seit einiger Zeit von muslimischer Seite".