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Nach Anschlag von Suruç:Proteste und Krawalle - Türkei sperrt Twitter

  • Nach dem Anschlag in Suruç schränkten die türkischen Behörden vorübergehend den Zugang zu Twitter ein. Fotos von dem Attentat und Protestaufrufe sollten nicht weiter verbreitet werden.
  • Wieder kam es in der Nacht zu Demonstrationen und Krawallen, die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein.
  • Viele türkische Kurden werfen der Regierung vor, nicht genug gegen die Terrormiliz IS zu tun, die hinter dem Anschlag von Suruç mit 32 Toten vermutet wird.

Türkische Behörden schränken Soziale Medien ein

Nach dem Anschlag im türkischen Suruç mit 32 Toten haben die Behörden den Zugang zu Twitter gesperrt. Der Kurzmitteilungsdienst war am Mittwoch für zwei Stunden aus der Türkei nicht mehr erreichbar. Auch der Zugang zum sozialen Netzwerk Facebook war teilweise eingeschränkt.

Ein Gericht in Suruç habe die Sperre angeordnet, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Grund seien Bilder und weitere Inhalte, die auf den sozialen Medien über den Anschlag verbreitet worden seien. Die Regierung habe Twitter-Nutzer davon abhalten wollen, zu regierungsfeindlichen Protesten im Zusammenhang mit dem Anschlag aufzurufen.

Demonstrationen und Krawalle

Nach dem Anschlag von Suruç war es die zweite Nacht in Folge zu Krawallen zwischen der Polizei und Demonstranten gekommen. Mindestens elf Menschen wurden in der Nacht zu Mittwoch festgenommen.

In Istanbul ist die Polizei mit Tränengas und Wasserwerfern gegen hunderte Demonstranten vorgegangen. Die Polizei nahm Dutzende Demonstranten fest, die regierungsfeindliche Slogans riefen.

Auch in der mehrheitlich kurdischen Stadt Nusaybin an der Grenze zu Syrien setzte die Polizei Tränengas ein, wie die private Nachrichtenagentur Doğan berichtet. Eine 55-jährige Frau sei dabei verletzt worden. Auch in der Hauptstadt Ankara kam es zu teilweise gewaltsamen Kundgebungen.

Türkische Kurden werfen AKP Unterstützung des IS vor

Am Montag waren bei einem Selbstmordanschlag in Suruç an der Grenze zu Syrien 32 Menschen getötet und 100 weitere verletzt worden. Die türkische Regierung machte die sunnitische Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) für das Attentat verantwortlich.

Viele Kurden in der Türkei werfen Präsident Recep Tayyip Erdoğan und seiner AK-Partei vor, die radikalislamische IS-Miliz im Kampf gegen die Kurden im Nachbarland Syrien zu unterstützen. Die Regierung in Ankara bestreitet das.

Etwa 1,8 Millionen Syrer sind vor den Kämpfen in ihrer Heimat in die Türkei geflohen. Die Nato-Partner der Türkei äußerten sich besorgt über die Kontrolle an der Grenze, wo zum Teil auf syrischem Boden der IS die Kontrolle hat.

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Süddeutsche.de/AFP/AP/dpa/Reuters/sks/anri
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