Nach Anschlag in Nordirland:Sinn Fein will bei Ermittlungen helfen

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Die nordirische Sinn-Fein-Partei war früher der politische Arm der IRA - doch diese Zeiten sind vorbei. Das zeigt sich auch in der Reaktion auf den Anschlag nördlich von Belfast.

Nach dem Terroranschlag auf eine britische Kaserne in Nordirland haben Politiker aller Lager auf eine Fortsetzung des Friedensprozesses gepocht. Der Frieden in der einstigen Krisenregion sei auch nicht durch "kaltschnäuzige Mörder" zu erschüttern, sagte der britische Premierminister Gordon Brown bei einem Besuch in Belfast am Montag.

Der Sinn-Fein-Vorsitzende Gerry Adams hat sich von dem Anschlag distanziert - und die Unterstützung seiner Partei bei den Ermittlungen angeboten. (Foto: Foto: Reuters)

Auch der nordirische Ministerpräsident Peter Robinson und sein Stellvertreter von der einst verfeindeten republikanischen Sinn-Fein-Partei sprachen sich für eine Erhalt des Friedens aus. Die Splittergruppe der ehemaligen Terrororganisation IRA, die "Wahre IRA", hatte sich zu der Bluttat bekannt, bei der am Samstag zwei Soldaten erschossen und vier Männer verletzt wurden. Die Täter waren auch am Montag noch flüchtig.

"Ich habe heute die Einheit der Menschen und der politischen Parteien in Nordirland gesehen", sagte Brown nach seinem Besuch des Tatorts nördlich von Belfast. "Sie wollen weiter zusammenarbeiten und sie wollen der Welt die Botschaft überbringen, dass am politischen Prozess niemals gerüttelt werden kann." Die Menschen wollten "keine Trauer und keine Tränen" mehr.

Ministerpräsident Robinson sagte vor dem Parlament: "Lasst unsere Antwort laut und klar sein: Wir drehen die Zeit nicht zurück." Im Nordirlandkonflikt zwischen pro-britischen Protestanten und republikanischen Katholiken, die eine Abspaltung von Großbritannien und eine Vereinigung mit der Republik Irland anstreben, kamen seit den 60er Jahren mehr als 3500 Menschen ums Leben.

Der Anschlag am Wochenende war der erste seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens vor elf Jahren. Die Soldaten waren erst 21 und 23 Jahre alt. Sie waren kurz vor ihrem Abflug nach Afghanistan und nahmen vor der Kaserne eine Pizza vom Lieferdienst entgegen, als die Täter das Feuer eröffneten. Zwei weitere Soldaten sowie zwei Pizza-Bote wurden schwer verletzt.

Auch die katholische Sinn-Fein-Partei, die lange als politischer Arm der Irisch-Republikanische Armee (IRA) galt, bot ihre Hilfe bei den Ermittlungen an. Der Partei-Vorsitzende Gerry Adams verurteilte den Anschlag als "Angriff auf den Friedensprozess", der "falsch und kontraproduktiv" sei. Extremisten hätten keine Unterstützung, sagte Adams, der selbst einst wegen Mitgliedschaft bei der IRA im Gefängnis saß.

Für das Attentat erklärte sich die "Wahre IRA" bei einem Anruf bei einer Dubliner Zeitung verantwortlich. Die Sunday Tribune teilte mit, der Anrufer habe gesagt, die britischen Soldaten seien angegriffen worden, weil sie Irland immer noch "besetzten". Die beiden Pizza-Boten hätten nach seinen Worten mit den Briten "kollaboriert", weil sie ihnen die Pizza brachten.

Die Real IRA hatte sich 1997 von der Provisional IRA abgespalten, als diese die Waffengewalt einstellte. Die Extremistengruppe strebt mit Gewalt eine Vereinigung der britischen Provinz Nordirland mit der Republik Irland ein. Auf ihr Konto geht der schwerste Anschlag des Konflikts in der Stadt Omagh im August 1998. Damals starben 29 Menschen, Hunderte wurden verletzt.

© dpa/gal/odg/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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