Nach Anschlag in Berlin:Amri nach der Tat wohl auf Video zu sehen

  • Gegen einen jungen Tunesier, der womöglich mit dem Berliner Attentäter Amri in Kontakt stand, wurde Haftbefehl erlassen - wegen Sozialbetrugs.
  • Offenbar zeigen die Bilder einer Kamera am Bahnhof Zoo Amri kurz nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt.
  • Die Waffe, die bei Amri in Italien gefunden wurde, ist die gleiche, aus der auch der polnische Lkw-Fahrer erschossen wurde.

Die Berliner Justiz hat Haftbefehl gegen einen 26-jährigen Tunesier erlassen. Der Mann könnte ein Kontaktmann des Berliner Attentäters Anis Amri sein. Allerdings stehe der Haftbefehl nicht im Zusammenhang mit dem Anschlag, sondern sei erlassen worden, weil der Mann des Sozialbetrugs verdächtigt werde. Das sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Die Verdachtsmomente auf ein Treffen des Manns mit Amri am Vorabend der Tat reichten demnach nicht für einen Haftbefehl wegen Mitwisserschaft.

Die Bundesanwaltschaft hält Amri inzwischen zweifelsfrei für den Täter des Lastwagen-Anschlags auf einen Berliner Weihnachtsmarkt. "Nach unseren Erkenntnissen, nach all dem, was wir zusammengetragen haben, gehen wir davon aus, dass Anis Amri den Anschlag begangen hat", sagte die Sprecherin. Nun werde ermittelt, ob jemand etwas von den konkreten Anschlagsplänen Amris gewusst, und ob es Helfer gegeben habe.

Amri sei direkt nach dem Anschlag wohl von einer Kamera am Bahnhof Zoo aufgezeichnet worden. Es sei davon auszugehen, dass der Mann auf dem Video Amri sei, sagte die Sprecherin. Er sei sich der Aufzeichnung offenkundig bewusst gewesen: Der Mann habe den erhobenen Zeigefinger in Richtung Kamera gezeigt - ein Gruß, der auch von IS-Anhängern bekannt ist. Amri soll zuvor einen Lkw in den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz gesteuert haben. 12 Menschen starben bei dem Anschlag, mehr als 50 wurden verletzt.

Die Sprecherin gab außerdem weitere Details zum Tag des Anschlags bekannt. So habe Amri unmittelbar vor dem Anschlag noch eine Sprachnachricht und ein Foto verschickt. An wen diese Nachrichten gingen, sei allerdings bislang noch Gegenstand der Ermittlungen.

Tatwaffe ist identisch mit der Waffe, die bei Amri gefunden wurde

Die Ermittler können inzwischen auch die Fahrt des Tat-Lkws anhand von GPS-Daten nachvollziehen: Demnach sei er zunächst am Friedrich-Krause-Ufer an der Spree geparkt gewesen, wo auch Amri sich aufgehalten habe. Der Attentäter habe dann eine Moschee aufgesucht, bevor er wieder zum Lkw zurückgekehrt sei. Anschließend sei der Lkw vom Friedrich-Krause-Ufer zum Breitscheidplatz gelenkt worden.

Hinweise auf eine dritte Person in der Fahrerkabine gebe es bislang nicht, so die Sprecherin. Auch stehe noch nicht fest, wann der erste Kontakt zwischen Amri und dem polnischen Lkw-Fahrer erfolgt ist. Der tödliche Schuss auf den Lkw-Fahrer sei am Parkplatz des Lastwagens am Friedrich-Krause-Ufer erfolgt. Der Fahrer habe zu dem Zeitpunkt auf dem Beifahrersitz gesessen.

Dabei sei die gleiche Waffe verwendet worden, die auch bei Amri in Italien gefunden wurde. Dies habe unter anderem die Untersuchung von Schmauchspuren ergeben. Eine am Lkw sichergestellte Hülse passe zu der in Italien entdeckten Waffe. Amri war am 23. Dezember bei einem Schusswechsel mit Polizisten in Mailand auf der Flucht erschossen worden.

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