Anschläge in Jerusalem:Israel zerstört Haus eines früheren Attentäters

Anschläge in Jerusalem: Spricht nach dem Attentat in einer Synagoge von einem "Kampf um Jerusalem": Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu

Spricht nach dem Attentat in einer Synagoge von einem "Kampf um Jerusalem": Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu

(Foto: AFP)
  • Nach einem Anschlag auf eine Synagoge in Jerusalem kündigt Israels Ministerpräsident Netanjahu die Zerstörung der Häuser der beiden Angreifer an.
  • Israelische Soldaten und Polizisten zerstören das Haus eines Palästinensers, der bei einem Anschlag im Oktober zwei Menschen getötet hat.
  • Ein Polizist, der nach dem Anschlag in ein Krankenhaus eingeliefert worden war, stirbt einem Medienbericht zufolge in der Nacht - damit erhöht sich die Zahl der durch das Attentat Getöteten auf fünf.
  • Das spanische Parlament votiert in einer symbolischen Abstimmung für die staatliche Anerkennung Palästinas.

Israelische Armee zerstört Haus eines früheren Attentäters

Nach dem Synagogen-Anschlag in Jerusalem wächst die Sorge vor einer Zuspitzung des Nahostkonflikts. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sieht sein Land in einem "Kampf um Jerusalem". Er kündigte eine rasche Zerstörung der Häuser der beiden Angreifer sowie früherer Attentäter an.

Unterdessen haben israelische Soldaten und Polizisten das Haus eines Palästinensers zerstört, der im Oktober bei einem Anschlag in Jerusalem zwei Menschen getötet hatte. Das Haus in Silwan in Ostjerusalem sei in der Nacht zerstört worden, teilte die Armee mit.

Der 21-jährige Abdel-Rahman Schaludi war am 22. Oktober an einer Straßenbahnhaltestelle in Jerusalem mit seinem Auto in eine Fußgängergruppe gefahren. Ein Baby und eine junge Frau wurden getötet, der flüchtende Attentäter wurde von einem Polizisten erschossen.

Netanjahu: "Müssen in diesem Kampf zusammenhalten"

Es war der erste tödliche Anschlag auf eine Synagoge in Jerusalem. "Wir befinden uns in einem Kampf um Jerusalem, unserer ewigen Hauptstadt", schrieb Netanjahu beim Kurznachrichtendienst Twitter. "In diesem Kampf müssen wir zusammenhalten; dies ist das Gebot des Tages."

Die beiden Attentäter hatte er zuvor als "Tiere in Menschengestalt" bezeichnet und schärfere Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt angekündigt. Polizeiminister Izchak Aharonovich will es mehr Israelis erlauben, zur Selbstverteidigung Waffen zu tragen.

Gläubige kehren in Synagoge zurück

Schon am Mittwochmorgen haben sich Dutzende Juden wieder in der Synagoge zum Beten eingefunden. Unter den Gläubigen sei bei der Morgenandacht auch Wirtschaftsminister Naftali Bennet gewesen, berichtete die Nachrichtenseite ynet. Der Eingang der Synagoge sei von Sicherheitspersonal bewacht worden.

Polizist stirbt nach Anschlag im Krankenhaus

Zwei Palästinenser aus dem arabischen Osten Jerusalems hatten am Dienstag eine Synagoge in dem vornehmlich von ultraorthodoxen Juden bewohnten Stadtteil Har Nof gestürmt. Bewaffnet mit einer Axt, Messern und einer Pistole griffen sie die dort die Betenden an. Vier Rabbiner wurden getötet, ein Polizist starb einem Medienbericht zufolge Stunden später in einem Krankenhaus. Mehrere Menschen wurden verletzt. Die beiden Palästinenser wurden wenige Minuten nach ihrer Tat von Polizisten bei einem Feuergefecht erschossen.

Die Palästinenser beanspruchen den von Israel annektierten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt ihres künftigen Staates. Nach Angaben der radikalen Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) gehörten die beiden Attentäter jener Gruppe an.

Drei Opfer aus den USA, eines aus Großbritannien

Während Palästinenserpräsident Mahmud Abbas den Anschlag verurteilte, sprach die radikalislamische Hamas von einer "heroischen Tat". Augenzeugen sprachen von einem "Massaker". Drei der Opfer stammten aus den USA und eines aus Großbritannien, wie Polizeisprecher Micky Rosenfeld bestätigte. Tausende Menschen nahmen an den Begräbnissen teil.

US-Außenminister John Kerry verurteilte den Terrorakt und sprach von sinnloser Brutalität. Außenminister Frank-Walter Steinmeier warnte vor einer neuen Spirale der Gewalt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon appellierte an beide Lager, die angespannte Lage in Jerusalem zu beruhigen. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini rief beide Seiten zur Zurückhaltung und zu einer Rückkehr zu Friedensgesprächen auf. Auch die Bundesregierung rief zu "äußerster Zurückhaltung und Mäßigung" auf.

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