Süddeutsche Zeitung

Nach Anschlag auf koptische Christen:Ägyptische Luftwaffe greift Terrorcamps in Libyen an

  • Die ägyptische Luftwaffe fliegt seit Freitagabend Angriffe auf Ausbildungsstützpunkte von Extremisten in Libyen. Das teilt die Regierung im ägyptischen Fernsehen mit.
  • Das Land reagiert damit auf einen Anschlag auf koptische Christen. Unbekannte hatten dabei zwei Busse angegriffen und 29 Menschen getötet.

Ägyptische Kampfflugzeuge haben nach Regierungsangaben sechs Ausbildungsstützpunkte von Extremisten im Osten Libyens angegriffen. Präsident Fattah al-Sisi, der den Einsatz im ägyptischen Fernsehen bekanntgab, nannte zunächst keine weiteren Details. Dem Sender al-Arabya zufolge richtete sich der Luftangriff gegen Ziele in der ostlibyschen Stadt Derna. Dabei habe es auch Todesopfer gegeben.

Das Land reagiert mit dem Einsatz auf einen tödlichen Anschlag auf koptische Christen, der sich am Freitag ereignet hatte. Bei dem Angriff kamen mindestens 29 Menschen ums Leben, 22 weitere wurden verletzt. Unbekannte Angreifer hatten zwei Busse der Kopten und einen Pritschenwagen auf der Zufahrtsstraße zum Kloster Sankt Samuel mit automatischen Gewehren attackiert. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" beanspruchte die Tat später für sich.

Das Kloster Sankt Samuel liegt 150 Kilometer südlich von Kairo. Es war innerhalb von sechs Monaten der vierte schwere Anschlag auf die christliche Minderheit. Kopten machen etwa zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung aus.

Anschlag unterscheidet sich von vorherigen Angriffen

Zu den Bombenattentaten auf Kirchen in Kairo im Dezember mit 29 Toten sowie am Palmsonntag in Tanta und Alexandria mit insgesamt 47 Opfern hatte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannt. Sie hatte mit weiteren Anschlägen auf Kopten gedroht. Präsident al-Sisi hatte nach den Attacken landesweit den Ausnahmezustand verhängt. Für den Angriff am Freitag - einen Tag vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan - übernahm zunächst niemand die Verantwortung.

Er unterscheidet sich in der Ausführung von den bisherigen Anschlägen, die von Selbstmordattentätern verübt wurden. In den vergangenen Tagen hatte es Anschlagswarnungen gegen westliche Botschaften gegeben, die sich aber auf ein Drohvideo der Terrorgruppe Hassm bezogen. Sie rekrutiert sich nach Einschätzung westlicher Geheimdienste aus Mitgliedern der verbotenen Muslimbruderschaft. Sie hat, anders als der IS, bislang aber ausschließlich die Armee, die Polizei und andere Vertreter des ägyptischen Staates angegriffen.

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