Süddeutsche Zeitung

Nach Anschlag auf einen Kleinbus:Schärfere Kontrollen

Nach dem erneuten Anschlag haben die türkischen Behörden die Sicherheitsvorkehrungen in den Urlaubsgebieten erhöht. Anfängliche Vermutungen, eine junge Selbstmordattentäterin könnte sich in die Luft gesprengt haben, bestätigten sich unterdessen nicht.

Nach dem bislang blutigsten Terroranschlag gegen Touristen in der Türkei mit fünf Toten und 14 Verletzten haben die türkischen Behörden die Sicherheitsvorkehrungen in Izmir und den Touristenorten an der Ägäisküste verstärkt. In Kusadasi, Marmaris und Bodrum wurden unter anderem Straßenkontrollen eingerichtet.

In dem Urlaubsort Kusadasi an der Ägäis waren am Samstag fünf Menschen, darunter zwei Urlauberinnen aus Irland und England, getötet worden, als eine Bombe in einem vollbesetzten Kleinbus explodierte. Einige der Schwerverletzten, darunter fünf britische Touristen, schwebten am Sonntag noch in Lebensgefahr. Deutsche Urlauber waren nicht betroffen.

Eine anfängliche Vermutung der türkischen Behörden, eine junge Selbstmordattentäterin könnte sich in die Luft gesprengt haben, bestätigte sich nach der Identifizierung aller Opfer nicht. Auch am Sonntag bekannte sich zunächst niemand zu dem Anschlag. Vermutungen zielen auf kurdische Extremisten, die dem Tourismus in der Türkei Schaden zufügen wollen. Großbritannien, Irland und andere europäische Länder verurteilten den Terrorakt.

Zweiter Anschlag innerhalb einer Woche

Die Opfer waren durchweg junge Menschen. Getötet wurden eine 21-jährige Türkin, die demnächst Verlobung feiern wollte, und ein junges Paar mit Heiratsplänen, wie türkische Zeitungen am Sonntag berichteten. Auch die Urlauberinnen aus Irland und Großbritannien waren erst 17 und 21 Jahre alt.

Die Bombenexplosion war der zweite Anschlag in türkischen Badeorten innerhalb einer Woche. Am Sonntag vor einer Woche waren bei der Explosion einer Splitterbombe in einem Papierkorb im Küstenort Cesme unweit der Großstadt Izmir 20 Touristen verletzt worden, darunter ein Brite und ein Russe.

Dazu hatten sich die so genannten Freiheitsfalken Kurdistans bekannt, eine Splittergruppe der Kurdischen Arbeiterpartei PKK. Ein Anrufer hatte nach Angaben der PKK-nahen Nachrichtenagentur MHA weitere Anschläge angedroht.

Die PKK-Führung distanzierte sich angeblich von dem neuerlichen Bombenanschlag. Er verurteile den Angriff auf Zivilisten, zitierte dieselbe Agentur den PKK-Kongra-Gel-Vorsitzenden Zübeyir Aydar.

Der Kleinbus in Kusadasi wurde durch die Wucht der weithin hörbaren Explosion zerfetzt. Er passierte gerade einen zentralen Platz mit einem Denkmal des türkischen Republikgründers Kemal Atatürk, als die Bombe detonierte. Nicht weit von derselben Stelle war erst vor gut zwei Monaten eine Sprengladung explodiert und hatte einen Polizisten in den Tod gerissen. Vier weitere Beamte, die den Sprengsatz ebenfalls ohne Schutzvorkehrungen hatten entschärfen wollen, wurden dabei verletzt.

Seit die Kurdische Arbeiterpartei PKK vor einem Jahr eine fünfjährige Waffenruhe für beendet erklärt hatte, häufen sich in der Türkei wieder Bombenanschläge und Gefechte zwischen kurdischen Extremisten und der türkischen Armee. Von 1984 bis zur Festnahme von PKK-Führer Abdullah Öcalan 1999 hatte die PKK die Türkei in einen blutigen Guerillakrieg verwickelt, bei dem mehr als 30 000 Menschen getötet wurden.

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