Nach Angriff auf Botschaft in Kairo:Israel dankt Ägypten für die Rettung von Diplomaten

"Wir werden den Frieden mit Ägypten beibehalten": Israels Ministerpräsident Netanjahu versucht nach dem Sturm auf die israelische Botschaft in Kairo neue Spannungen mit Ägypten zu vermeiden. In Kairo kursierten Gerüchte über einen Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Scharaf.

Nach dem Sturm auf die israelische Botschaft in Kairo wollen Ägypten und Israel eine weitere Eskalation der Spannungen vermeiden. Die ägyptische Regierung kündigte ein hartes Durchgreifen gegen Demonstranten und einen besseren Schutz von diplomatischen Vertretungen an. Israel versicherte, den Friedensvertrag mit dem Nachbarland weiter einzuhalten.

Nach Angriff auf Botschaft in Kairo: " Schluss mit dem Frieden, Schluss mit Sinai": Ein israelischer Demonstrant vor der ägyptischen Botschaft in Tel Aviv.

" Schluss mit dem Frieden, Schluss mit Sinai": Ein israelischer Demonstrant vor der ägyptischen Botschaft in Tel Aviv.

(Foto: AFP)

Wütende Demonstranten hatten in Kairo die israelische Botschaft erstürmt. Der Botschafter war in der Nacht zum Samstag in einer dramatischen Rettungsaktion zusammen mit mehr als 80 weiteren israelischen Bürgern in die Heimat zurückgeholt worden. Nach Angaben des ägyptischen Gesundheitsministeriums wurden bei den Krawallen drei Demonstranten getötet. Außerdem seien 1049 Menschen verletzt worden, darunter 46 Polizisten und Soldaten.

Die ägyptische Regierung wurde zu einer Krisensitzung einberufen. Die Polizei wurde in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Das berichtete das Staatsfernsehen am Samstag unter Berufung auf offizielle Angaben aus dem Kairoer Innenministerium.

Nach der Randale in Kairo war Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Samstagabend bemüht, die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen. Er dankte den ägyptischen Sicherheitskräften für die Rettung von israelischen Diplomaten und Botschaftsmitarbeitern. Der israelische Botschafter werde so rasch wie möglich wieder nach Kairo zurückkehren.

Netanjahu verglich die politischen Umwälzungen in der arabischen Welt mit einem historischen Erdbeben. "Wir müssen ruhig und verantwortungsbewusst handeln", wandte sich Netanjahu in einer vom Fernsehen übertragenen Rede an seine Landsleute. "Israel wird weiter am Friedensabkommen mit Ägypten festhalten", sagte er weiter. "Wir arbeiten mit der ägyptischen Regierung zusammen, um unseren Botschafter bald nach Kairo zurückzuschicken." Zunächst wolle er jedoch sicherstellen, dass die Sicherheitsvorkehrungen für das Botschaftspersonal ausreichen.

Gerüchte um Rücktritt der Regierung

Zuvor hatte der ägyptische Informationsminister Osama Haikal ein hartes Durchgreifen angekündigt. Die Behörden würden "alle Bestimmungen des Ausnahmezustandes anwenden". Der Ausnahmezustand gilt in Ägypten seit mehr als 30 Jahren. Unter anderen erlaubt er willkürliche Festnahmen und Schnellverfahren. Er wurde auch nach dem Sturz des Präsidenten Husni Mubarak am 11. Februar nicht aufgehoben.

Während sich das US-Außenministerium tief besorgt nach dem Botschaftssturm äußerte, nahm die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton die ägyptischen Führung in die Pflicht. "Wir vertrauen darauf, dass dieser bedauerliche Vorfall ein einmaliges Ereignis war und dass die Behörden die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Situation zu normalisieren", sagte Ashton in einer am Samstagabend in Brüssel verbreiteten Erklärung.

Außenminister Guido Westerwelle ermahnte Ägypten, die Gewalt zu stoppen. Wie das Auswärtige Amt am Sonntag mitteilte, telefonierte Westerwelle am Vorabend mit dem ägyptischen Außenminister Mohamed Kamel Amr und äußerte seine große Sorge über die Vorgänge rund um die Botschaft. Er erwarte von der Regierung in Kairo, dass ausländische Vertretungen zuverlässig geschützt würden.

In Kairo kursierten am Samstag Gerüchte über einen Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Essam Scharaf, der sein Kabinett für Samstag zu einer Krisensitzung einberufen hatte. Die Polizei wurde in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Scharaf steht einer Übergangsregierung vor; die eigentliche Macht liegt seit dem Sturz des Regimes von Husni Mubarak beim Militärrat.

Krawalle fordern drei Tote

Seit Wochen ist es vor der israelischen Botschaft in Kairo immer wieder zu Protesten gekommen. Auslöser war der Tod von fünf ägyptischen Grenzpolizisten. Israelische Sicherheitskräfte hatten sie bei der Verfolgung mutmaßlicher palästinensischer Terroristen an der ägyptisch-israelischen Grenze vor drei Wochen erschossen. Erst nach erheblichem Drängen der ägyptischen Regierung gab es eine offizielle Entschuldigung Israels. Dennoch erhitzt der Streit mit Israel in Ägypten die Gemüter.

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