Jonathan Pollard, der als Nachrichtenoffizier der US-Marine für Israel spioniert hat und deswegen seit 30 Jahren in einem Hochsicherheitsgefängnis in North Carolina sitzt, soll am 21. November freikommen. Das teilten seine Anwälte am Dienstag mit. Bereits vor wenigen Tagen hatte das US-Justizministerium bestätigt, dass der 60-Jährige im November einen entsprechenden Antrag stellen könne.
Pollard verbüßt eine lebenslange Haftstrafe, seit er 1985 in den USA festgenommen und wegen der Weitergabe von geheimen Dokumenten an einen israelischen Geheimdienst verurteilt worden war. Er soll militärische Erkenntnisse über arabische Streitkräfte sowie die Namen amerikanischer Agenten im Nahen Osten verraten haben. Dafür soll er ein monatliches Honorar plus Prämien erhalten haben. Die Details sind nicht bekannt, weil Pollard sich im nachfolgenden Prozess schuldig bekannte.
Verehrt wie ein Nationalheld in Israel
In Israel wurde er seither wie ein Nationalheld verehrt, beinah wöchentlich forderten verschiedene Petitionen seine Freilassung. Sein Fall trübte die Beziehungen zwischen den Alliierten USA und Israel. Gegner und Befürworter einer Freilassung stritten seit Jahren, ob Pollard zu hart bestraft worden sei. Pollard ist die einzige Person in der Geschichte der Vereinigten Staaten, die eine lebenslange Strafe für das Spionieren für einen Verbündeten erhalten hat. Im Jahr 1995 erhielt er die israelische Staatsbürgerschaft.
In den vergangenen Jahren hatte sich mehrmals angedeutet, dass die Amerikaner Pollard freilassen könnten. Zuletzt wurde im April 2014 über einen Deal zwischen den USA und Israel spekuliert. Damals ging es um den stockenden Nahost-Friedensprozess, US-Außenminister John Kerry sollte durch die Entlassung Pollards Kompromissbereitschaft signalisieren. Dazu kam es jedoch nicht.
Die Freilassung Pollards zum jetzigen Zeitpunkt könnte ein politisches Zugeständnis der USA sein, um Spannungen mit Israel wegen des Atomabkommens mit Iran abzubauen. Die Beziehung zwischen Washington und Jerusalem befindet sich auf einem historischen Tiefpunkt. Pollards Anwälte widersprechen jedoch den Spekulationen: Die Entscheidung der Bewährungskommission der Vereinigten Staaten sei "unabhängig von anderen US-Regierungsstellen" gefallen und nicht an die "jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten" geknüpft.
Von Pollard selbst gibt es bislang kein Statement, sein Anwälte dürften indes für ihn gesprochen haben, als sie sagten: "Wir sind dankbar und erfreut, dass unser Mandant bald freikommt." Pollard wird nach seiner Freilassung noch fünf Jahre in den Vereinigten Staaten unter den entsprechenden Bewährungsauflagen bleiben müssen, schreibt die israelische Zeitung Haaretz.
Mit Material der Nachrichtenagenturen.