Süddeutsche Zeitung

Mythos "Trümmerfrauen":Schuften im Schutt

Schon als der Zweite Weltkrieg tobte, räumten Menschen Schutt aus zerbombten deutschen Städten - doch es waren nicht nur die "Trümmerfrauen", wie Fotos belegen.

Schon als der Zweite Weltkrieg tobte, räumten Menschen Schutt aus zerbombten deutschen Städten - doch dabei handelte es sich eher selten um "Trümmerfrauen", wie Aufnahmen aus dem Archiv von SZ Photo belegen. Dieses Bild zeigt Abwehrfeuer über einer Stadt in Norddeutschland im Jahr 1940. Rechts im Bild als heller Fleck eine britische Leuchtmarkierung, mit der das Zielgebiet markiert werden sollte.

Während des Zweiten Weltkrieges galt die Trümmerräumung als wenig ehrenvolle Arbeit. Sowohl KZ-Häftlinge, als auch alliierte Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter wurden eingesetzt. Auch Organisationen des NS-Regimes halfen bei der Beseitigung des Schutts. Frauen mussten manchmal mithelfen, wie auf diesem Bild zu sehen ist, das 1944 in Berlin vor dem beschädigten Gebäude des Scherl-Verlages entstand.

Nach dem Kriegsende zwangen die Alliierten Mitglieder der Nazi-Partei NSDAP und deutsche Kriegsgefangene, die Trümmer zu räumen. Diese Aufnahme - im Hintergrund ist ein amerikanischer Posten zu sehen - entstand in München.

In Universitätsstädten wurde die Aufnahme eines Studiums oft an die Frage geknüpft, ob sich die jungen Männer und Frauen an den Aufräumarbeiten beteiligt hatten. Bei Bürgerinitiativen wurde im Westen kontrovers diskutiert, ob Frauen sich tatsächlich am Schutträumen beteiligen sollten. In Hanau taten sie es offensichtlich. Diese Aufnahme entstand 1946 in der dortigen Innenstadt. Im Hintergrund ist das Denkmal der Gebrüder Grimm zu sehen.

Da die Zerstörungen in den deutschen Städten oft von großem Ausmaß waren, setzte man in den drei westlichen Besatzungszonen bald auf professionelle Methoden, Fachleute und Maschineneinsatz, wie hier in München.

In Berlin halfen auch Frauen dabei, die kaputte Hauptstadt wieder herzurichten. Doch nur ein Bruchteil der arbeitsfähigen weiblichen Bevölkerung Berlins beteiligte sich tatsächlich an der Enttrümmerung, wie auf diesem Foto von 1949.

Im Westen machten die Schutträumungen schneller Fortschritte als in der sowjetischen Besatzungszone. Für den Abtransport des Abraums wurden in München Schienen für eine Schmalsspurbahn verlegt. Dieses Foto entstand in der Adalbertstraße nahe der Universität.

Der Begriff der "Trümmerfrauen" - hier ein Foto von Berlinerinnen von 1946 - wurde durch Pressekampagnen in der SBZ bekannt gemacht und geprägt.

Seit den 1980er Jahren steht der Terminus "Trümmerfrauen" allgemein für die Frauen, die die entbehrungsreiche Nachkriegszeit in deutschen Städten meistern mussten. Die Vorstellung, dass vor allem Frauen den Schutt des Krieges weggeräumt haben, wurde zum Mythos, der weite Verbreitung fand. Diese Aufnahme entstand in München.

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