Süddeutsche Zeitung

Proteste in Myanmar:Wieder Festnahmen und Tote bei Protesten in Myanmar

Berichten zufolge starben seit Freitagabend acht Menschen. Die Polizei nahm Betende in einem Tempel fest.

Bei den andauernden Protesten gegen den Militärputsch in Myanmar hat es Augenzeugen und Medien zufolge seit Freitagabend bis Samstag acht Tote und zahlreiche Verletzte gegeben. In der ehemaligen Hauptstadt Yangon (früher Rangun) kamen drei Menschen ums Leben, als Sicherheitskräfte am Freitagabend in mehreren Stadtteilen "sehr brutal" gegen Demonstranten vorgingen, wie Journalisten am Samstagmorgen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) berichteten.

Drei weitere Demonstranten seien am Samstag bei Protesten in der Stadt Mandalay im Zentrum des südostasiatischen Landes getötet worden, sagte ein Augenzeuge und Journalist der dpa. Dort habe die Polizei versucht, mit Schüssen die Proteste zu zerschlagen. Zwei Demonstranten kamen zudem bei Protesten am Samstag in Pyay ums Leben, wie der Radiosender "Radio Free Asia" berichtete.

In Yangon löste die Polizei am Samstag gewaltsam ein Gebet für den Frieden in einem buddhistischen Tempel auf. Die auf Knien und mit gefalteten Händen betenden Buddhisten wurden hochgerissen und abgeführt, wie Fotos im Internet zeigten.

Trotz einer nächtlichen Ausgangssperre waren am Freitagabend (Ortszeit) landesweit wieder zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Militärjunta zu protestieren. Im Viertel Hledan in Yangon hätten sich Tausende Menschen mit Kerzen zu einer Nachtwache versammelt, berichteten die Zeitung The Irrawaddy und andere lokale Medien. Viele hielten wieder Plakate in den Händen, auf denen sie die Freilassung der entmachteten und festgesetzten Regierungschefin Aung San Suu Kyi forderten. Auch in vielen anderen Teilen Myanmars fanden nach Einbruch der Dunkelheit Kundgebungen statt. Zunächst war es weitgehend friedlich geblieben.

Im früheren Birma hatte sich das Militär am 1. Februar ganz an die Macht geputscht. Seitdem gibt es immer wieder Massenproteste. Jedoch fanden diese bislang meist tagsüber statt. Polizei und Armee reagieren auf die Proteste zunehmend brutal. Dutzende Menschen wurden bereits erschossen und viele weitere verletzt. Auch gegen Journalisten geht das Regime immer härter vor.

Polnischer Journalist festgenommen

Am Donnerstag war nach übereinstimmenden Medienberichten in Taunggyi im Zentrum des Landes ein polnischer Journalist festgenommen worden. Bei der Festnahme soll der 30-Jährige Robert Bociaga auch geschlagen und verletzt worden sein, wie ein Reporter von Khit Thit Media auf Facebook berichtete. Auf Fotos war zu sehen, wie Bociaga von etwa einem Dutzend Uniformierter umzingelt wurde und vor einer Wand schützend die Hände über sich hielt. Bociaga ist für die dpa tätig.

Die Deutsche Botschaft in Myanmar hat umgehenden Zugang zu dem festgenommenen polnischen Journalisten gefordert. Die Diplomaten riefen die Behörden am Samstag zu einer "fairen und menschlichen Behandlung" des Reporters auf, wie es in einer auf Facebook veröffentlichten Mitteilung hieß. Deutschland vertritt in dem Land die konsularischen Interessen polnischer Staatsbürger. Polen hat keine eigene Botschaft in Myanmar.

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