Myanmar:Papst der leisen Worte

Franziskus vermeidet es, die Rohingya beim Namen zu nennen. Kneift er jetzt etwa vor der Regierung Myanmars?

Von Arne Perras

Myanmars Regierung wird aufatmen, der Papst hat das Tabuwort nicht in den Mund genommen. Er hat es vermieden, die geflohenen Muslime im Westen Myanmars beim Namen zu nennen, das Wort Rohingya kam in seiner Rede nicht vor. Damit ist er von seiner eigenen Linie abgerückt, die Verfolgung der staatenlosen muslimischen Minderheit offen anzusprechen und deren Schutz zu fordern. Der Papst nimmt sich also zurück. Aber das hat seinen Preis: Er untergräbt seine moralische Autorität.

Warum spricht Franziskus nicht offen aus, was er sonst zu Recht anprangert? Es sieht so aus, als habe er sich sehr bewusst entschieden, keinerlei Risiko in diesem überwiegend buddhistischen Land einzugehen. Er nimmt damit vor allem Rücksicht auf die kleine christliche Gemeinde in Myanmar. Er will vermeiden, dass seine Worte gegen seine Glaubensgemeinschaft verwendet werden könnten. Christen sind in Myanmar, wie jede Minderheit, verwundbar. Dass Franziskus seine Schäflein schützen will, ist verständlich.

Aber muss es gleich Rückzug auf der ganzen Linie sein? Wenn es stimmt, dass das Wort Rohingya großen Zorn schüren kann im Volk von Myanmar, dann hätte es vielleicht andere Wege gegeben, das Leid der Vertriebenen anzusprechen. Franziskus hat das umschifft. Zu hören war nicht der unerschrockene Anwalt der Unterdrückten, sondern der geschliffene Diplomat. Das war enttäuschend.

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