Myanmar:Alarmruf der UN

Will Aung San Suu Kyi stille Komplizin von ethnischen Säuberungen sein? Endlich wächst der Druck zu einem Bekenntnis.

Von Arne Perras

Es fällt schwer, den Darstellungen des Staates Myanmar noch zu glauben. Sie sprechen vom legitimen Kampf gegen Terroristen, doch verdichten sich die Hinweise über ein anderes Muster der Gewalt: Die Armee jagt offiziell muslimische Extremisten, doch ihr brutales Vorgehen hat eine riesige Flüchtlingswelle nach Bangladesch ausgelöst. Die Offensive trägt unverkennbare Merkmale eines Vertreibungsfeldzugs.

Angehörige der muslimischen Minderheit, die sich Rohingya nennen, fliehen nun zu Hunderttausenden. Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi behauptet, dass der Staat, dessen Führung sie beansprucht, alle Notleidenden beschütze. Das klingt angesichts der Vertreibungen wie blanker Hohn. Die Armee setzt gleichzeitig alles daran, die Freiheit von Beobachtern einzuengen, was nur den Verdacht verstärkt, dass sie mutmaßliche Gräueltaten zu verbergen hat.

Wenn die UN die Gewalt nun als ethnische Säuberungen einstufen, dürfte dies kaum Alarmismus sein. Vermutlich hat die Weltgemeinschaft, im Vertrauen auf den glänzenden Ruf von Aung San Suu Kyi, schon viel zu lange gezögert, um Druck aufzubauen. Das Militär hat sich trickreich hinter der Ikone verschanzt und setzt darauf, dass Exzesse ungestraft bleiben. Gut möglich, dass Suu Kyi das zügellose Militär nicht stoppen kann. Wenn es so ist, muss sie dies auch bekennen. Ansonsten wirkt sie wie eine Komplizin.

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