Mutmaßlicher Kriegsverbrecher Mladic gefasst:Serbiens Eintrittskarte zur EU

Ratko Mladic wird für das Massaker in Srebrenica verantwortlich gemacht. Nun ist er nach jahrelanger Flucht in Serbien verhaftet worden. Seine Festnahme galt stets als Vorraussetzung für einen EU-Beitritt Serbiens.

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Der serbische Präsident Boris Tadic hat es bestätigt: Ratko Mladic, einer der meistgesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrecher, ist in Serbien festgenommen worden. Beim UN-Sondertribunal für Jugoslawien in Den Haag liegen zwei Anklagen wegen Völkermords gegen den Ex-General vor.

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Mladic wurde am 12. März 1942 im Süden des heutigen Bosnien-Herzegowina geboren. Ursprünglich wollte Mladic Lehrer werden, zog aber nach Belgrad und schloss als einer der drei Besten seines Jahrgangs die Militärakademie ab. Es dauerte jedoch 20 Jahre, bis er Brigadegeneral wurde, wofür Kameraden seine arrogante, undisziplinierte Art verantwortlich machten. Die meiste Zeit war er in Mazedonien stationiert, mit kurzen Aufenthalten in Kroatien und im Kosovo.

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Ratko Mladic wird für das Massaker von Srebrenica mitverantwortlich gemacht. Im Juli 1995 überrannten seine Streitkräfte die bosnische Stadt, die zu diesem Zeitpunkt eine bosniakisch-muslimische Enklave war und eigentlich von UN-Truppen geschützt werden sollte. Männer und Jungen wurden in Scheunen und Schulen zusammengepfercht und schließlich exekutiert. Innerhalb von sieben Tagen starben etwa 8000 Menschen. Sie wurden in Massengräbern verscharrt. Zehn Jahre danach: Eine trauernde Angehörige 2005 in Srebrenica.

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Ende 1995 erhob das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag unter anderem wegen Srebrenica Anklage wegen Völkermordes gegen Ratko Mladic. Ein weiterer Anklagepunkt ist die fast zweijährige Belagerung von Sarajewo. Mladic soll Scharfschützen angewiesen haben, aus dem Hinterhalt auf Zivilisten zu schießen.

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Trotz der Anklage war Mladic nicht zu fassen. Noch Jahre nach dem Krieg lebte er unauffällig in Belgrad. Erst 2002 tauchte er unter, als Machthaber Slobodan Milosevic bereits gestürzt worden war und ihn nicht mehr schützen konnte. Ein Anhänger der Serbischen Radikalen Partei mit einem Bild von Mladic auf einer Demonstration.

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2009 tauchten sogar Bilder von Mladic im bosnischen Fernsehen auf. Wo sie aufgenommen wurden, war nicht klar.

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Noch vor kurzem hat der Chefankläger des UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag, Serge Brammertz (Bild), Serbien schwere Versäumnisse bei der Suche nach Kriegsverbrechern vorgeworfen. "Die bisherige Strategie Serbiens zur Verhaftung der Flüchtigen ist vollständig erfolglos", schrieb er.

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Die Ergreifung von Mladic galt lange als Voraussetzung für einen Beitritt Serbiens zur Europäischen Union - die jetzt tatsächlich in greifbare Nähe rücken könnte. Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte, sollte sich die Festnahme bestätigen, zeige dies, dass es Serbien mit der EU-Mitgliedschaft ernst sei.

© sueddeutsche.de/rtr/dpa/dapd/beitz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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