Mutmaßliche Extremisten:USA warnen Afghanistan vor Häftlingsentlassung

"Gefährliche Individuen": Die USA lehnen die geplante Freilassung von mehr als 80 Insassen eines afghanischen Militärgefängnisses entschieden ab. Das Vorhaben verschärft die Spannungen zwischen Washington und Kabul.

Die geplante Entlassung von 88 Häftlingen aus dem Militärgefängnis Bagram belastet die Beziehungen zwischen den USA und der Regierung in Kabul. Die US-Armee lehnte das Vorhaben am Mittwoch entschieden ab und warnte Afghanistan vor der Freilassung der mutmaßlichen Extremisten.

Unter den Gefangenen befände sich eine ganze Reihe von "gefährlichen Individuen", die direkt für die Tötung von Zivilisten, Sicherheitskräften oder ausländischen Soldaten verantwortlich seien, sagte ein Sprecher der amerikanischen Streitkräfte in Afghanistan. Die afghanische Kommission zur Prüfung der Fälle habe ihr Mandat überschritten, indem sie die Freilassung angeordnet habe, hieß es weiter. Die Behörde wies die Vorwürfe aber zurück: In vielen Fällen seien die Gefangenen zu Unrecht "mit bestimmten Ereignissen" in Verbindung gebracht worden.

Das Militärgefängnis Bagram war im vergangenen März von den US-Truppen an die afghanischen Streitkräfte übergeben worden. Daraufhin wurde die Freilassung von 648 Häftlingen beschlossen, von denen momentan noch 88 in der Haftanstalt einsitzen. Über deren Freilassung gibt es seit Monaten Streit zwischen den Regierungen in Washington und Kabul.

Präsident Hamid Karsai hat die USA bereits mit seiner Weigerung, einen bilateralen Sicherheitspakt zu unterzeichnen, gegen sich aufgebracht. Dieser soll unter anderem den Verbleib von amerikanischen Soldaten am Hindukusch nach dem bis Jahresende anvisierten Abzug der meisten ausländischen Truppen sowie die Freigabe von weiteren Hilfsgeldern in Milliardenhöhe regeln.

Karsai will die für April angesetzten Präsidentenwahlen abwarten und die Unterzeichnung so seinem dann zu wählenden Nachfolger überlassen. Die US-Regierung drängt hingegen auf eine rasche Unterschrift.

© Süddeutsche.de/AFP/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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