Muslime:Preiswürdige Zivilcourage

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Vor zehn Jahren wurde Marwa El-Sherbini in Dresden von einem Islamhasser ermordet. Mit einem nach ihr benannten Preis ehrt der Zentralrat der Muslime nun Angehörige von Terroropfern.

Zehn Jahre nach dem Mord an der Ägypterin Marwa El-Sherbini im Landgericht Dresden hat der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) erstmals einen Internationalen Preis für Zivilcourage vergeben. Die nach El-Sherbini benannte Ehrung geht an Mevlüde Genç aus Solingen und Farid Ahmad aus Christchurch (Neuseeland), wie der Zentralrat am Montag bekannt gab. Der Verband rief den 1. Juli zugleich zum bundesweiten "Tag gegen Muslimfeindlichkeit" aus.

Anlass ist der Mord an der Ägypterin Marwa El-Sherbini während ihrer Zeugenaussage vor dem Dresdner Landgericht am 1. Juli 2009. Die ägyptische Handballnationalspielerin und Pharmazeutin war von dem Angeklagten aus islam- und ausländerfeindlichen Motiven erstochen worden. Mit Blick auf die Preisträger erklärte der ZMD, beide hätten durch antimuslimischen Rassismus und Hass geliebte Menschen verloren. Zugleich hätten sie auf diesen Rassismus und Hass mit Versöhnung und Zusammenhalt in ihren jeweiligen Gesellschaften geantwortet. Die heute 73-jährige Mevlüde Genç hatte bei einem von Rechtsradikalen verübten Brandanschlag am 29. Mai 1993 auf ihr Haus in Solingen zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verloren. "Frau Mevlüde Gençs menschliche Größe, ihre beispiellose Gabe, Hass und Zerstörung mit Barmherzigkeit und Versöhnung zu begegnen, sind tief beeindruckend", erklärte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek. Das mache sie zu einer Botschafterin des Friedens und der Zivilcourage. Farid Ahmad, 59, verlor seine 44 Jahre alte Frau Husna durch den rechtsradikalen Terroristen, der am 15. März zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch angriff und 50 Menschen ermordete. Nach der Tat habe Ahmad für Liebe statt Hass geworben.

An der Gedenkfeier und einer Schweigeminute im Landgericht nahmen am Montag 80 Menschen, unter ihnen Vertreter des Freistaates Sachsen und der Stadt, teil. "Der Mord war ein Schock und macht bis heute betroffen", sagte Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). "Wir sind in den vergangenen zehn Jahren nicht so entscheidend weitergekommen", betonte Mazyek.

© SZ vom 02.07.2019 / epd, kna - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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