Süddeutsche Zeitung

Mütter-Einkommen:Ungleichheit in Zahlen

Kinder kosten Mütter Lebenseinkommen. Väter müssen mehr da sein.

Von Meredith Haaf

Alle paar Monate belegt eine hässliche Zahl, wie wenig lukrativ das Leben als Frau sein kann. Die aktuellste kommt von der Bertelsmann-Stiftung: Bis zu 70 Prozent weniger erwirtschaften Mütter im Gegensatz zu kinderlosen Frauen. Die Autorinnen sprechen von einer mütterlichen Buße auf Lebenszeit, die durch Teilzeit und geringfügige Beschäftigung über viele Jahre entsteht.

Doch was sagt so eine Rechnung wirklich aus? Natürlich müssen Eltern weniger arbeiten und verdienen deshalb weniger als Nicht-Eltern. Dafür haben sie Kinder. Die investierte Zeit als "Kosten" auf ein Mutterleben umzulegen ist lebensferner Utilitarismus. Die eigentliche Ungerechtigkeit besteht darin, dass nicht Eltern, sondern vor allen Mütter betroffen sind. Für Männer machen Kinder in Sachen Lebenseinkommen keinen Unterschied, die meisten Väter arbeiten - auch weil sie müssen - in Vollzeit.

Es schadet allen, dass Arbeitnehmer in Teilzeit immer noch in die Kategorie "karriereuntauglich" sortiert werden, und dass weibliche Arbeit in Pflege und Dienstleistung prekär verrichtet und unterdurchschnittlich vergütet wird. Der Kulturwandel wird aber so lange auf sich warten lassen, wie Eltern sich die Familienarbeit nicht gerechter aufteilen, und Väter nicht die Zeit aufbringen, die das Leben mit Kindern braucht.

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Quelle:
SZ vom 23.06.2020
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