Münteferings Aphorismen:Stakkato Franze

"Ich kann nur kurze Sätze." Einer der letzten Politiker mit verbaler Kraft feiert seinen 70. Geburtstag: Franz Müntefering.

in Bildern

11 Bilder

Franz Münterfering, dpa

Quelle: SZ

1 / 11

"Ich kann nur kurze Sätze."

Wann und zu wem Franz Müntefering diesen Satz erstmals gesagt hat, lässt sich kaum mehr herausfinden. Vielleicht hat er diesen Satz auch nie gesagt. Er ist aber so oft zitiert worden, dass er inzwischen eine eigene Wahrheit hat. Dem Stern bestätigte Müntefering 2008 in einem Interview im jedenfalls den Tenor der Selbstbeschreibung: "Wenn man genau sein will, ist es am besten, man sagt kein überflüssiges Wort." Daran hielt sich freilich auch Müntefering nicht immer. Doch kaum ein anderer Politiker hat der Nachwelt so viele Aphorismen hinterlassen wie der ehemalige SPD-Chef.

Foto: dpa

Franz Münterfering, dpa

Quelle: SZ

2 / 11

"Wir sind kampffähig. Wir sind kampfbereit. Wir kommen wieder."

In seiner letzten Rede als SPD-Chef rief Müntefering die Genossen eindringlich zu mehr Selbstbewusstsein auf - und bewies, dass ihm drei Worte pro Satz genügen. "Wir sind kampffähig. Wir sind kampfbereit. Wir kommen wieder." Ein typisches Müntefering-Stakkato.

Foto: dpa

Franz Münterfering, dpa

Quelle: SZ

3 / 11

"Opposition ist Mist."

Den größen Klassiker lieferte Müntefering auf dem SPD-Sonderparteitag in Berlin im März 2004, wo er mit überwältigender Mehrheit zu Schröders Nachfolger zum SPD-Chef gewählt wurde. Er sollte der Partei aus dem größten Stimmungstief in der Nachkriegsgeschichte heraushelfen. Müntefering forderte seine Partei zu Optimismus auf und mahnte zur Geschlossenheit. Sein Credo: "Wir wollen regieren." Ein Satz fand wohl wie wenige andere Eingang in den Sprachschatz des Berliner Politikbetriebs: "Opposition ist Mist." Drei Worte, alles gesagt.

Foto: dpa

Franz Münterfering, dpa

Quelle: SZ

4 / 11

"Fraktion ist gut, Partei auch, Glück auf!"

Schon im Jahr zuvor, auf dem denkwürdigen Parteitag in Bochum, schuf Müntefering einen Klassiker. Als Kanzler Schröder sich längst von seiner Partei entfernt hatte, war Franz Müntefering der einzige, der die Partei zusammenhielt. Er rüffelte, kritisierte und polemisierte. Und rief am Ende den jubelnden Delegierten den Satz zu. "Fraktion ist gut, Partei auch, Glück auf!" Kurz, prägnant - wenn auch etwas inhaltsleer.

Foto: dpa

Franz Münterfering, dpa

Quelle: SZ

5 / 11

"Die SPD ist klar"

Hin und wieder klafften auch in Münteferings Kurzsätzen Anspruch und Wirklichkeit weiter auseinander als in manchem Schröder'schen Satzmäander. Denn klar war die SPD auch unter Müntefering selten.

Foto: dpa

Franz Münterfering, dpa

Quelle: SZ

6 / 11

"Links ist das, was Arbeit schafft."

Doch Müntefering mühte sich redlich, der SPD etwas von der Identität zurückzugeben, die die Partei durch Schröders Agenda-Reformen verloren hat. Wenn ihm das gelungen ist, dann durch Sätze wie diesen. Ein pragmatischer Ansatz, der außerdem Münteferings Abneigung gegenüber dem eingefahrenen Links-Rechts-Schema Ausdruck verleiht. In dem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte Müntefering zu einem vermeintlichen Linksruck seiner Partei: "Diese ganze Gesäßgeographie, die ist mir zu simpel."

Foto: dpa

Franz Münterfering, dpa

Quelle: SZ

7 / 11

"Autorität hat man nicht, sie wächst einem zu."

Mit diesem Satz, der aus einem Stern-Interview mit Müntefering aus dem Jahr 2008 stammt, beschrieb Müntefering nicht nur eine allgemeine Wahrheit, sondern auch seinen Werdegang durchaus treffend. Heute könnte man ergänzen "... und kann einem auch wieder verloren gehen".

Foto: dpa

Franz Münterfering, dpa

Quelle: SZ

8 / 11

"Die kann Partei."

Ende Oktober 2005 erlitt Müntefering seine erste herbe persönliche Niederlage . Der SPD-Parteivorstand hatte nicht den als seinen "Statthalter" Kajo Wasserhövel in der SPD-Zentrale gewählt, weil Andrea Nahles gegen ihn angetreten ist. Müntefering zog die Konsequenz - und trat überraschend zurück. Politisch grün waren sich Müntefering und Nahles nie. Trotzdem widmete Müntefering der Parteilinken diese Anerkennung: "Die kann Partei."

Foto: AP

Müntefering Wahlkampf; dpa

Quelle: SZ

9 / 11

"Aus Hoffnung wird Mut wird Wahlkampf wird Wahlerfolg."

Eine simple Herleitung, die Müntefering da der Welt am Sonntag erläutert. Im Sommer 2009 trägt er auch mit seinen Sentenzen zum Wahlkampf der SPD bei. Aber die Rechnung geht nicht auf.

Foto: dpa

Müntefering Rücktritt; dpa

Quelle: SZ

10 / 11

"Bei aller Dramatik und Niederlage handelt es sich dabei auch um ein Stück demokratische Normalität."

Die Realität der verlorenen Bundestagswahl hat Franz Müntefering damit wohl auf den Punkt gebracht. Im Zeit-Interview versucht er so die Niederlage der SPD zu entdramatisieren. Auf die Analyse folgt für ihn logisch das Handeln: Er gibt das Amt des Parteichefs ab.

Foto: dpa

Müntefering ;dpa

Quelle: SZ

11 / 11

"Ich bleibe Abgeordneter und der Partei erhalten. Immer."

Auch nach seinem Rücktritt gehören Sätze wie dieser, in der Zeit, zum Credo von Franz Müntefering. Man kann also damit rechnen, dass seine Aphorismen auch in Zukunft die Debatten würzen werden.

Text: sueddeutsche.de/woja/lmne

Foto: dpa

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: