München:Dieter Reiter muss in die Stichwahl

Der Oberbürgermeister siegt klar, verpasst aber die absolute Mehrheit. Einen Dämpfer gibt es für die Grünen bei den Kommunalwahlen.

Von Josef Kelnberger

Amtsinhaber Dieter Reiter (SPD) hat bei der Oberbürgermeisterwahl in München am Sonntag den ersten Durchgang klar gewonnen, muss aber am 29. März in die Stichwahl gegen die CSU-Kandidatin Kristina Frank. Reiter, vor sechs Jahren zum Nachfolger seines Parteikollegen Christian Ude gewählt, erreichte nach Auszählung von 1272 der 1274 Gebiete 47,9 Prozent der Stimmen. Seine Herausforderinnen Kristina Frank und Katrin Habenschaden von den Grünen lagen während der Auszählung lange Zeit fast gleichauf, am Ende landete Frank bei 21,3 Prozent, Habenschaden bei nur 20,7. Die zwei fehlenden Gebiete sollen erst an diesem Montag ausgezählt werden. Angesichts der Herausforderungen durch die Corona-Krise hätte Reiter, 61, gern die 50-Prozent-Barriere schon an diesem Sonntag geknackt, um einen neuerlichen Wahlkampf zu vermeiden. Er habe kein "Traumergebnis" geschafft, sagte er nach der Wahl, sei aber "absolut zuversichtlich", in zwei Wochen zu gewinnen. Während sich Kristina Frank erleichtert zeigte, zumindest die Stichwahl erreicht zu haben, blieb Katrin Habenschaden nur der Verweis auf einen grünen Zuwachs von sechs Prozentpunkten im Vergleich zur letzten OB-Wahl. Zumindest können sich die Grünen noch Hoffnungen machen, im Stadtrat die Mehrheit zu erobern. Mit dem Endergebnis wird an diesem Montagabend gerechnet. Ministerpräsident Markus Söder erklärte ebenso wie der CSU-Generalsekretär Markus Blume die Grünen zu den Verlierern der Kommunalwahlen, nachdem auch in anderen bayerischen Städten Bürgermeisterkandidaten der Grünen die Stichwahl verpasst hatten. In Nürnberg, wo der über die Parteigrenzen hinaus populäre SPD-Oberbürgermeister Ulrich Maly nicht mehr antrat, landete der CSU-Kandidat Marcus König im ersten Durchgang knapp vor dem Sozialdemokraten Thorsten Brehm. Auch in Augsburg gibt es in zwei Wochen eine Stichwahl um die Nachfolge von Kurt Gribl von der CSU. Gribls bisherige Stellvertreterin Eva Weber (CSU) kam auf mehr als 40 Prozent der Stimmen, ihr Rivale wird in zwei Wochen Dirk Wurm von der SPD sein. Die Grünen-Kandidatin Martina Wild landete ganz knapp hinter Wurm. Die bayerischen Grünen bemühten sich am Sonntagabend um eine optimistische Sichtweise. "Wir bekommen zahlreiche erfreuliche Ergebnisse aus ganz Bayern", sagte Landeschefin Eva Lettenbauer. Für die Grünen sei ganz klar, "wir wollen Verantwortung übernehmen". Trotz der Corona-Krise zeichnete sich bei den Kommunalwahlen in ganz Bayern eine höhere Wahlbeteiligung als sechs Jahre zuvor ab. In München lag sie bei 49,3 Prozent. In vielen Wahllokalen standen Waschbecken und Desinfektionsmittel zur Verfügung, vereinzelt wurden Wahlhelfer mit Schutzmaske gesichtet. Die höhere Wahlbeteiligung geht aber ganz wesentlich auf die stark gestiegene Zahl von Briefwählern zurück. Damit die Kommunalwahlen in München durchgeführt werden konnten, hatte die Stadt am Samstag kurzfristig städtische Lehrkräfte als Wahlhelfer verpflichtet. Wegen der Corona-Epidemie hatte es in den letzten Tagen zahlreiche Absagen gegeben. Ähnliche Probleme wie in München wurden auch aus Ingolstadt gemeldet.

Überall im Freistaat wurden die Kommunalparlamente gewählt: Gemeinderäte, Stadträte, Kreistage, fast überall auch die Oberbürgermeister und ersten Bürgermeister. Bei bayernweit 4000 Wahlen waren fast 40 000 Mandate zu vergeben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: