Ein russisches Gericht hat einen Haftbefehl gegen den in der Schweiz lebenden früheren Oligarchen Michail Chodorkowski erlassen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Ria Nowosti unter Berufung auf den Sprecher der Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin. Außerdem sei Chodorkowski international zur Fahndung ausgeschrieben worden. Die Justiz ordnete demnach an, Chodorkowski in Untersuchungshaft zu nehmen.
Die Sprecherin des Kremlkritikers zeigte sich unbeeindruckt. Chodorkowski werde "seine Reisen in keinster Weise wegen der Entscheidungen der Vampire des Kreml" einschränken, sagte sie.
Am Vortag war bekannt geworden, dass Büros der von Chodorkowski gegründeten Stiftung Open Russia in Russland durchsucht wurden. Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte Markin mit den Worten, die Durchsuchungen stünden im Zusammenhang mit einem Fall aus dem Jahr 2003, in den Chodorkowski und dessen Partner verwickelt gewesen seien. Dabei gehe es um die Privatisierung des Bergwerks- und Düngemittelunternehmens Apatit, die vom Staat als illegal eingestuft wurde.
Anfang Dezember hatte die Polizei zudem ein anderes altes Verfahren wieder aufgenommen. Es lägen Beweise vor, dass Chodorkowski 1998 den Mord an dem Bürgermeister der sibirischen Stadt Neftejugansk in Auftrag gegeben habe, hieß es. Chodorkowski bestreitet die Vorwürfe.
Chodorkowski gehörte zu den russischen Oligarchen, die in dem wirtschaftlichen Chaos nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion riesige Reichtümer angehäuft hatten. Er selbst kontrollierte den Ölkonzern Yukos. Später überwarf er sich mit Präsident Wladimir Putin und wurde 2003 wegen Steuerhinterziehung verhaftet. Yukos wurde zerschlagen,
Chodorkowski kam ins Arbeitslager, aus dem er 2013 wieder entlassen wurde. Er bewertete den Prozess als politisch motiviert. Die von Chodorkowski gegründete Stiftung Open Russia veröffentlicht Berichte über die Lage in Russland und setzt sich für freie Wahlen ein.