Mordfall Politkowskaja:Russisches Gericht hebt Freisprüche auf

Im Februar endete der Prozess gegen drei Männer wegen Beihilfe zum Mord an der Reporterin Anna Politkowskaja mit Freisprüchen - nun ordnet das Oberste Gericht Russlands eine Wiederaufnahme des Verfahrens an.

Im Fall der ermordeten kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja hat der Oberste Gericht Russlands die Freisprüche gegen die drei Angeklagten aufgehoben. Die Richter seien mit den Freisprüchen einer Geschworenen-Jury vom Februar nicht einverstanden, meldete die Agentur Interfax in Moskau.

Plakate von Politkowskaja, AP

Plakate zeigen die Journalistin Politkowskaja - noch sind ihre Mörder nicht gefasst.

(Foto: Foto: AP)

Das Oberste Gericht entsprach damit dem Antrag der Generalstaatsanwaltschaft. Das Verfahren gegen die zwei tschetschenischen Brüder und einen ehemaligen Polizisten muss deshalb neu aufgerollt werden. Die Verdächtigen waren aus Mangel an Beweisen für die Beihilfe zum Mord an der Reporterin der Zeitung Nowaja Gaseta aus der Haft entlassen worden. Menschenrechtler hatten die Arbeit der Ermittler kritisiert und die Freisprüche als gerecht bezeichnet.

Auch die Familie von Politkowskaja hatte im Verfahren Zweifel an der Schuld der Angeklagten geäußert und das Urteil im Februar begrüßt. "Das ist ein seltenes Beispiel für Rechtstaatlichkeit in Russland", so die Anwältin Karina Moskalenko damals im Radiosender Echo Moskwy.

Die beiden Brüder aus Tschetschenien, Ibrahim und Dschabrail Machmudow, und der Polizist aus Moskau hatten sich seit November vor einem Militärgericht verantworten müssen. Im Fall eines Schuldspruchs hätte ihnen lebenslange Haft gedroht. Angeklagt war im ersten Prozess auch der dritte Bruder Rustam Machmudow, der der Todesschütze sein soll. Er ist jedoch flüchtig. Auch die Auftraggeber der Bluttat sind weiter auf der Flucht.

Politkowskaja war am 7. Oktober 2006 vor ihrem Apartment in Moskau erschossen worden. Sie berichtete über Menschenrechtsverletzungen seitens der russischen Armee in Tschetschenien und galt als Kreml-Kritikerin. Ihre Ermordung hatte international Entsetzen ausgelöst.

Politkowskaja war vor allem auch als Kritikerin des damaligen Präsidenten Wladimir Putin bekanntgeworden. Es war einer der spektakulärsten Mordfälle in der achtjährigen Amtszeit Putins, der inzwischen Ministerpräsident ist. Putin wies seinerzeit den Vorwurf zurück, dass die russische Führung in den Mord verstrickt gewesen sei.

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