Mord an Politkowskaja:Geschworene fordern öffentliche Verhandlung

Gestern schloss ein Moskauer Gericht die Öffentlichkeit vom Politkowskaja-Prozess aus - angeblich zum Schutz der Geschworenen. Doch die sind "empört".

Im Moskauer Prozess um den Mord an der Reporterin und Kremlkritikerin Anna Politkowskaja haben die Geschworenen mit einem Protestschreiben eine öffentliche Verhandlung gefordert. Sie widersprachen einer Mitteilung des Militärgerichts, wonach sie einen Ausschluss der Medien gefordert hätten.

Mord an Politkowskaja: Zwei Jahre nach Politkowskajas Tod beginnt der Prozess mit Schwierigkeiten

Zwei Jahre nach Politkowskajas Tod beginnt der Prozess mit Schwierigkeiten

(Foto: Foto: dpa)

Es gehe nur um Fotografen und Kamerateams im Gerichtssaal, sagte einer der Schöffen dem Radiosender Echo Moskwy. Keiner der Geschworenen sei aber gegen die Anwesenheit der schreibenden Presse. Das Gremium sei "empört" über die Behauptung des Richters, die Geschworenen hätten den Saal nicht im Beisein der Presse betreten wollen. Die Aussage habe die Geschworenen zur "Zielscheibe des Spottes" gemacht.

Der Richter hatte die Öffentlichkeit am Montag zunächst unter der Bedingung zugelassen, dass die Geschworenen einverstanden sind. Er nahm dies dann am Mittwoch zurück. Auch die Verteidigung der vier Angeklagten plädierte am Donnerstag für einen offenen Prozess.

Russische Menschenrechtsorganisation sowie die Hinterbliebenen der Reporterin hatten den Ausschluss kritisiert. Der russische Journalistenverband sprach von einer "Verhöhnung der Verfassung". Der mutmaßliche Mörder, der Tschetschene Rustam Machmudow, ist weiterhin auf der Flucht.

Vor Gericht müssen sich nun zwei Brüder Machmudows und ein Polizist wegen Beihilfe zum Mord verantworten. Ein vierter Angeklagter soll die Adresse der Journalistin verraten haben. Die wegen ihrer kritischen Tschetschenien-Berichte bekannte Politkowskaja war am 7. Oktober 2006 vor ihrer Moskauer Wohnung erschossen worden.

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