Mord an kurdischen Aktivistinnen:PKK verlangt Aufklärung von Frankreich

Turkish riot police stand guard outside of the French Consulate during a protest against the killing of three Kurdish activists, in central Istanbul

Nach dem Mord an drei kurdischen Aktivistinnen. Türkische Bereitschaftspolizei bewacht das französische Konsulat in Istanbul.  

(Foto: REUTERS)

Die kurdische PKK droht der Regierung in Paris: Wenn das "Massaker an den Kampfgefährten" nicht aufgeklärt wird, werde man Frankreich zur Verantwortung ziehen. Nach der Ermordung der drei Aktivistinnen in Paris gehen die Kurden von einer gezielten Tötung aus. Auch die Ergebnisse der Obduktion sprechen für einen geplanten Angriff.

Nach der Tötung dreier Kurdinnen in Paris verlangt die PKK von Frankreich eine vollständige Aufklärung. Ansonsten werde die Regierung in Paris für das "Massaker an den Kampfgefährten" zur Verantwortung gezogen, erklärte der bewaffnete Flügel der Arbeiterpartei Kurdistans auf ihrer Internetseite. Es habe sich um einen vorsätzlichen und organisierten Angriff gehandelt. Die Türkei versetzte ihre Botschaften in Alarmbereitschaft und bat die französischen Behörden, die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen, wie ein Regierungsvertreter sagte.

Neuer Obduktionsbericht

Die Vermutungen, dass es sich bei dem Mord um einen organisierten Angriff gehandelt habe, wurden durch den Obduktionsbericht erhärtet. Die Mörder haben demnach ihren Opfern mehrfach in den Kopf geschossen. Die Ermittler fanden im Kopf eines der Opfer vier Kugeln. Die beiden anderen Frauen hätten jeweils drei Kopfschüsse erlitten. Unter den Opfern ist auch Sakine Cansiz, ein Gründungsmitglied der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK.

Bereits gestern hatten die Ermittler darauf hingewiesen, dass die Tat an eine Hinrichtung erinnere. Die Hintergründe des Anschlags waren auch am Freitag noch unklar. In der Türkei gibt es aktuell Friedensgespräche zwischen dem türkischen Geheimdienst MIT und dem inhaftierten PKK-Führer Abdullah Öcalan. Die türkische Regierung will erreichen, dass die PKK die Waffen niederlegt und führende PKK-Kader die Türkei verlassen.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vermutet in dem Mordanschlag eine Provokation, die die Verhandlungen behindern soll. "Der Ort war nicht durch ein Schloss, sondern durch viele codierte Schlösser geschützt", sagte Erdogan vor Reportern. Die getöteten Frauen hätten selbst die Tür geöffnet. Er gehe nicht davon aus, dass sie jemand eingelassen hätten, den sie nicht kannten.

Demonstrationen in Istanbul und anderen europäischen Städten

In Istanbul demonstrieren etwa 300 Demonstranten gegen die Tötung der drei Frauen. Begleitet von einem starken Polizeiaufgebot trugen die Protestierer am Mittag Bilder der Erschossenen und Fahnen von kurdischen Gruppierungen über die Istiklal-Straße im europäischen Teil der Stadt. In Sprechchören wurden die Opfer als Märtyrer bezeichnet.

Auch in vielen deutschen Städten erinnerten Menschen mit einer Solidaritätskundgebung an den Anschlag. In Berlin nahmen etwa 1000 Menschen an friedlichen Protestaktionen teil. Kurdische Organisationen in Frankreich und Europa haben für diesen Samstag zu einer zentralen Protestkundgebung in Paris aufgerufen.

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