Restaurant in Niedersachsen:Das Virus feiert mit

Corona-Ausbruch in Restaurant in Niedersachsen

Wie gefährlich sind Restaurantbesuche? Das Lokal in Moormerland.

(Foto: Lars-Josef Klemmer/dpa)

Ein Wirt wollte die Wiedereröffnung seines Lokals feiern. Es wurde ein folgenschwerer Abend für das ostfriesische Restaurant.

Von Ralf Wiegand, Hamburg

"Blöd gelaufen" sei das Re-Opening seines Lokals, sagt der Koch etwas bedröppelt in die Kamera. Das ist die kürzeste aller möglichen Zusammenfassungen der Ereignisse vom 15. Mai, als das betreffende Lokal in der ostfriesischen Gemeinde Moormerland seine Wiederkehr nach mehrwöchiger Zwangsschließung feierte. Denn das Coronavirus feierte mit: Nun sind mindestens elf Personen infiziert, 70 in Quarantäne - und die Gaststätte ist schon wieder dicht. Zudem drohen hohe Bußgelder wegen möglicher Verstöße gegen die Corona-Auflagen.

Niedersachsen gehörte zu den ersten Bundesländern, die Restaurants wieder öffneten, der Betrieb ist dort seit 11. Mai möglich. Es gelten die üblichen Vorkehrungen zum Schutz der Besucher. Sie müssen beim Betreten Mund-Nasen-Schutz tragen, die Abstandsregeln einhalten und Adressen hinterlassen, um im Falle von Infektionen Kontaktpersonen auffinden zu können. Essen gehen ist sicher, lautet die Botschaft des Gastrogewerbes.

Entsprechend angefasst zeigt sich der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) über den Infektionsherd im äußersten Nordwesten. Detlef Schröder, niedersächsischer Dehoga-Präsident, sagte, der Verband sei "bestürzt" über die Meldung aus dem Landkreis Leer. Es werde deutlich, dass "die latente Infektionsgefahr, die immer vorhanden ist, wenn Menschen zusammentreffen, nur maximal gemindert werden kann, wenn Gastwirt, Mitarbeiter und Gäste die Abstands- und Hygienevorgaben kompromisslos einhalten". Am Ende stehe immer die Verantwortung des Gastwirts für seinen Betrieb.

Und genau da soll in Moormerland einiges schiefgelaufen sein. "Nach ersten Erkenntnissen ist das Infektionsgeschehen vor Ort nicht auf einen normalen Restaurantbesuch zurückzuführen", teilte die niedersächsische Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) mit. In der Gaststätte sei "offenbar eine private Party gefeiert" worden. Auch Matthias Groote (SPD), Landrat des Kreises Leer, sprach gegenüber dem NDR von einer geschlossenen Veranstaltung zur Wiedereröffnung des Restaurants. Dabei hätten es die Gäste nicht so genau genommen mit den Regeln. Zeugen hätten laut Groote berichtet, dass Hände geschüttelt worden seien, Mund-Nasen-Schutz nicht getragen und der Mindestabstand nicht eingehalten worden sei. Sollte dem Betreiber des Lokals eine Ordnungswidrigkeit nachgewiesen werden, droht eine Geldstrafe von bis zu 25 000 Euro.

Nach der Feier am Abend des 15. Mai war das Lokal drei weitere Tage geöffnet. Der Wirt und neun Gäste - sie zeigten zum Teil Symptome einer Covid-19-Erkrankung - wurden positiv getestet, die elfte Person steckte sich bei einem der Infizierten an. Laut Landrat Groote stehen mehrere Testergebnisse noch aus; ebenso sei unklar, ob sich alle Gäste der Feier registriert haben, sodass alle Kontaktpersonen gefunden werden können.

Zur SZ-Startseite
Innenstadt von Hannover

Coronavirus in Deutschland
:Niedersachsen: Schweden-Rückkehrer müssen in Quarantäne

Zwischenzeitlich waren die Quarantäne-Regelung für Menschen, die aus dem Ausland nach Deutschland zurückkehren, gelockert worden. Nun hat die Regierung in Hannover sie wieder verschärft.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: