Süddeutsche Zeitung

Monarchisten-Partei:Ein Kaiser für Österreich

Kuriosum vor der Wahl in Österreich: Die "Schwarz-Gelbe Allianz" sammelt Unterstützer-Unterschriften für die Wiedereinführung der Monarchie. Wer für die Krone in Frage käme, ist für die Kaiser-Fans klar.

Von Andreas Glas

Es ist der Backenbart, der zuerst auffällt an Alexander Simec. Nicht so buschig wie der von Franz Joseph I., aber es dauert ja noch, bis Österreich wieder ein Kaiserreich ist. Mindestens bis 29. September, bis zur Nationalratswahl. Wenn der Bartwuchs es zulässt, kann sich noch einiges tun bis dahin.

"Ich finde einfach, dass mir Koteletten gut stehen", sagt Simec zu Süddeutsche.de. Er mag den Franz-Joseph-Vergleich nicht, aber er passt halt so schön. Der 45-Jährige ist Wahlkampfkoordinator der Monarchisten-Partei "Schwarz-Gelbe Allianz" (SGA), die am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Wien ihr Wahlprogramm vorgestellt hat. Das Ziel der Partei: Österreich soll wieder einen Kaiser bekommen. Am liebsten sofort. Klingt gestrig, verstaubt, mittelalterlich? Mitnichten, findet Simec: "Die Menschen wollen keine Politiker mehr, die alle paar Jahre wechseln, sondern Kontinuität. Sie wollen jemanden, der dem Staat ein Gesicht gibt."

Märchen-Mythos als Wahlkampf-Thema

Ganz Unrecht hat Simec ja nicht. Nichts gegen Bundespräsident Heinz Fischer, aber die Strahlkraft einer Kaiserin Sisi oder des feschen Franz-Joseph fehlt dem 74-Jährigen natürlich. Alexander Simec weiß um den märchenhaften Mythos der österreichischen Kaiserjahre. Im Wahlkampf will er damit punkten: "Die Monarchie hat natürlich eine emotionale Seite, die viele Menschen anspricht."

Bevor es in den Wahlkampf geht, muss die Monarchisten-Partei zugelassen werden für die Nationalratswahl im Herbst. Gut drei Wochen hat die SGA Zeit, um 2600 Unterstützer-Unterschriften zu sammeln. Nur wenn das gelingt, darf die Partei teilnehmen, so will es das österreichische Wahlgesetz. "Der Zuspruch ist phänomenal", sagt Alexander Simec, "trotzdem werden wir uns sehr anstrengen müssen. Wir haben ein recht geringes Wahlkampfbudget."

Gibt es denn keinen reichen Adelsmann, der die Monarchisten-Partei finanziell unterstützen will? Leider nein, sagt Simec: "Der reiche Adel ist ein Mythos. Ihm gehören zwar viele Flächen und Bauwerke, aber das ist totes Kapital. Die Kirche kann ja auch nicht den Kölner Dom verkaufen, um an Geld zu kommen." An Geld fehlt es der SGA, aber nicht an Phantasie: Die Partei träumt von einem Bündnis der Donaustaaten unter einer Krone. Wie zu Habsburger-Zeiten. Kein Absolutismus, sagt Simec, sondern eine konstitutionelle Monarchie. Also ein gewähltes Parlament, dem der Monarch als Korrektiv gegenüber steht - und ein Referendum anordnet, wenn die Volksvertreter nicht im Interesse des Volkes handeln.

"Er sitzt in einem Schloss und muss sich um nichts kümmern"

Wo das Personal für eine Monarchie zu finden ist, ist für die Kaiser-Fans klar. "Wir favorisieren das Haus Habsburg, ohne uns auf eine Person festlegen zu wollen", sagt Wahlkampfleiter Simec. Also just jene Dynastie, die über Jahrhunderte Österreich und andere europäische Staaten regierten und durch den Ersten Weltkrieg Reich, Titel und Krone verloren.

Die einstige europäische Großmacht Österreich-Ungarn schrumpfte nach 1918 auf ein kleines Land zwischen Neusiedler- und Bodensee zusammen. Die Habsburger mussten allesamt das Land verlassen, alle Adelstitel wurden abgeschafft, nicht einmal ein "von" war in dem sonst so titelverliebten Land zulässig. Einerseits präsentierte und kultivierte Österreich das Erbe aus der K.-und-K.-Zeit. auf der anderen Seite durften Angehörige des ehemaligen Herrscherhauses über Jahrzehnte nicht einreisen. Otto von Habsburg, Sohn des letzten Kaisers, sah seine Heimat jahrzehntelang nicht mehr. Doch in den vergangenen Jahren war ein Wandel spürbar.

So wurde Habsburg, der für die CSU lange Jahre im Europaparlament saß, von der konservativen ÖVP ins Parlament eingeladen. Als er hochbetagt 2011 starb, glich seine Beisetzung einem Staatsakt. Die Spitzen der Republik - angeführt von Präsident Fischer - nahmen im Wiener Stephansdom Abschied von dem Mann, der keine Krone bekam. Otto von Habsburgs Nachkommen sind zahlreich - und offenbar interessiert an der SGA.

Simec bestätigt, dass einige Habsburger bereits Mitglieder der Monarchisten-Partei seien - und damit Unterstützer unter anderem folgender Ziele aus dem SGA-Parteiprogramm: die Einführung von Volksabstimmungen über den Bau von Atomkraftwerken, die Einführung einer Strafsteuer auf gewaltverherrlichende Computerspiele und die Legalisierung von Cannabis unter staatlichem Vertriebsmonopol. Was man als Monarchist eben so fordert.

Dass der Kaiser seine Macht missbrauchen könnte, um das Volk zu knechten und auszubeuten, daran glaubt Alexander Simec nicht: "Der Monarch ist nicht darauf angewiesen, Reichtümer anzuhäufen, weil: Ein Monarch hat ja schon alles, was er sich wünscht. Er sitzt in einem wunderschönen Schloss und muss sich um nichts kümmern."

Schon bei der Nationalratswahl im Jahr 2008 wollten die Monarchisten antreten, bekamen aber nicht genug Unterstützer-Unterschriften zusammen. Sollte es wieder nicht gelingen, "wäre das auch kein Beinbruch", sagt Alexander Simec, "dann probieren wir es nächstes Mal wieder."

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