Süddeutsche Zeitung

Wahlen in Republik Moldau:Oppositionspolitikerin Sandu gewinnt Präsidentschaftswahl

Die ehemalige Sowjetrepublik hat für einen politischen Wandel gestimmt: Die proeuropäische Maia Sandu löst Amtsinhaber Igor Dodon ab. Die Wahlsiegerin will Moldau reformieren.

Die proeuropäische Oppositionspolitikerin Maia Sandu wird neue Präsidentin der Republik Moldau. Sie löst den russlandfreundlichen Amtsinhaber Igor Dodon ab. Nach Auszählung fast aller Wahlzettel der Stichwahl kam die 48-Jährige in der Nacht zu Montag auf knapp 57 Prozent der Stimmen. Das geht aus Zahlen der Zentralen Wahlkommission hervor, die in der Hauptstadt Chișinău veröffentlicht wurden. Auf Amtsinhaber Dodon entfielen demnach 43 Prozent der bereits ausgezählten Stimmen.

Bereits in der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen hatte Sandu vorn gelegen. Die frühere Sowjetrepublik ist gespalten in Befürworter einer EU-Annäherung und jene, die an engen Beziehungen zu Russland festhalten wollen. Die Wahl wurde deshalb auch als Entscheidung über die künftige Ausrichtung der zwischen der Ukraine und Rumänien gelegenen Republik gesehen. Moldau gilt als das ärmste Land Europas.

Sandu hatte im Wahlkampf deutlich gemacht, dass sie bei einem Wahlsieg eine Annäherung an die EU anstrebe, um Moldau aus der schweren Wirtschaftskrise zu führen. Viele Moldauer haben ihr Land wegen mangelnder Perspektiven verlassen und arbeiten in der EU. Die frühere Ökonomin der Weltbank, die auch in den USA studiert hat, sagte einmal über ihre Zeit im Ausland: Sie habe damals verstanden, dass Dinge nur besser werden könnten, wenn verantwortungsbewusste Politiker "die Menschen mehr lieben als ihre eigene Tasche". Die frühere Bildungsministerin versprach, Korruption bekämpfen zu wollen.

Kramp-Karrenbauer unterstützte Sandu im Wahlkampf

Im vergangenen Jahr war Sandu gut fünf Monate lang Ministerpräsidentin gewesen, bevor ihre Regierung an einem Streit um den Posten des Generalstaatsanwalts zerbrochen war. Im Wahlkampf hatte auch CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer für sie geworben - und war dafür von Russland kritisiert worden. Dagegen hatte sich Kremlchef Wladimir Putin für Dodon ausgesprochen. Dodon und Sandu waren bereits vor vier Jahren gegeneinander angetreten. Die Entscheidung fiel damals ebenfalls erst in einer Stichwahl.

Bei ihrer Stimmabgabe am Sonntag sagte sie: "Ich habe für Veränderungen gestimmt." Zudem rief sie die Wahlhelfer auf, Fälschungen bei der Abstimmung zu verhindern. Etwa 3,2 Millionen Wahlberechtigte waren zur Stimmabgabe aufgerufen. Vor allem im Ausland gab es demnach erneut einen großen Andrang. Nach Angaben der Wahlleitung reichten mancherorts die Stimmzettel nicht, darunter in Berlin und Frankfurt am Main.

Die Republik Moldau steckt seit der Unabhängigkeit 1991 in einer Dauerkrise: Das Grenzland zur Ukraine östlich des Flusses Dnjestr hat sich als Transnistrien faktisch abgespalten. Dort hat Russland Truppen stationiert. Auch mit dem autonomen Gebiet Gagausien, in dem vor allem die turksprachige, jedoch größtenteils christlich-orthodoxe Minderheit der Gagausen lebt, kommt es bisweilen zu Spannungen.

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