Mohammed-Karikaturist:Angreifer bleibt in Isolationshaft

Der mutmaßliche Täter rief "Rache" und "Blut", als er den Karikaturisten Westergaard überfiel, streitet aber einen Mordversuch ab. Er bleibt vorerst in Isolationshaft.

Der mutmaßliche Angreifer auf den für seine umstrittenen Mohammed-Karikaturen bekannten Zeichner Kurt Westergaard hat einen Mordversuch abgestritten. Er wies am Samstag vor einem dänischen Gericht durch seinen Anwalt einen entsprechenden Vorwurf zurück. Auch den Polizisten, der Westergaard zu Hilfe eilte, habe er nicht versucht zu ermorden.

Mohammed-Karikaturist: Wut über Mohammed-Karikaturen: Demonstranten in Bangkok wollten den Zeichner Kurt Westergaard im März 2008 am liebsten enthauptet sehen.

Wut über Mohammed-Karikaturen: Demonstranten in Bangkok wollten den Zeichner Kurt Westergaard im März 2008 am liebsten enthauptet sehen.

(Foto: Foto: AP)

Trotzdem bleibt der 28-jährige Somalier, der Verbindungen zu al-Qaida haben soll, bis zum 27. Januar in Haft, entschied der Richter - die ersten beiden Wochen in Isolationshaft. Sein Anwalt erklärte, er habe seinem Mandanten geraten, vorerst keine weiteren Angaben zu machen, damit eine bessere Verteidigung vorbereitet werden könne.

Der Anschlag auf den Karikaturisten Kurt Westergaard ist nur knapp fehlgeschlagen. Der mutmaßliche Täter drang am Freitagabend in Westergaards Haus in Aarhus ein und bedrohte den 74-Jährigen mit Axt und Messer, wie der dänische Geheimdienst mitteilte.

Nach Polizeiangaben flüchtete sich Westergaard mit seiner fünfjährigen Enkeltochter sofort in sein eigens gesichertes Badezimmer, nachdem der Bewaffnete ein Fenster seines Hauses eingeschlagen hatte. Zwei Minuten später seien auf seinen Alarm hin Beamte eingetroffen.

"Rache" und "Blut"

Seinem Arbeitgeber, der Tageszeitung Jyllands-Posten, sagte Westergaard, der Angreifer habe "Rache" und "Blut" gerufen, während er versucht habe, in das Badezimmer einzudringen. "Es war beängstigend. Es war knapp. Wirklich knapp. Aber wir haben es geschafft", zitierte die Website der Zeitung den 74-Jährigen.

Der 28-Jährige schwang nach Polizeiangaben seine Axt auch gegen einen anrückenden Beamten und wurde von diesem ins Knie und in eine Hand geschossen. Er wurde daraufhin mit schweren, aber nicht kritischen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.

Später wurde der Mann auf einer Krankentrage zum Gericht von Aarhus gebracht, wo ihn der Haftrichter des versuchten Mordes in zwei Fällen beschuldigte - an Westergaard, der den Propheten Mohammed mit einem Turban als Bombe gezeichnet hatte, und an dem mit der Axt bedrohten Polizisten.

Der Somalier besaß nach einem erfolgreichen Asylverfahren eine Aufenthaltsgenehmigung für Dänemark, wurde allerdings vom dortigen Geheimdienst (PET) beobachtet. PET-Chef Jakob Scharf erklärte, der Mann habe vermutlich enge Verbindungen zur somalischen Terrorgruppe al Shabaab und zu al-Qaida-Führern in Ostafrika. Der Überfall auf Westergaard habe einen Terrorbezug, doch sei der 28-Jährige nicht deshalb observiert worden. Er habe schon seit einiger Zeit im Verdacht gestanden, in Terroraktivitäten in Ostafrika verwickelt gewesen zu sein.

Dänische Muslime distanzieren sich

Ein Dachverband muslimischer Gruppen in Dänemark verurteilte den Angriff. Man distanziere sich von jeder Art von Extremismus, die zu solchen Taten führe, hieß es.

Jyllands-Posten hatte 2005 insgesamt zwölf Mohammed-Karikaturen veröffentlicht. Westergaards Zeichnung, die den Propheten mit einem Turban in Form einer Bombe zeigt, gehörte zu den am heftigsten kritisierten. Die Karikaturen führten bei Muslimen weltweit zu Protesten, denen mehr als 100 Menschen zum Oper fielen. Westergaard hat schon mehrfach Morddrohungen erhalten, 2008 wurde ein Komplott von Tunesiern gegen ihn aufgedeckt und vereitelt.

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