Möllemanns Sprung in den Tod:"Und dann hat er den Hauptschirm abgeworfen"
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Die Aussagen von Augenzeugen zum tödlichen Fallschirmsprung des ehemaligen FDP-Politikers Jürgen Möllemann stützen die Selbstmordtheorie. Der 57-Jährige hinterlässt eine Frau und drei Kinder.
Nach dem tödlichen Fallschirmsprung des ehemaligen FDP-Politikers Jürgen Möllemann verdichten sich die Hinweise von Augenzeugen auf einen Selbstmord des 57-Jährigen.
Möllemann habe den bereits geöffneten Hauptschirm abgeworfen und den Reserveschirm nicht geöffnet, sagte der Chef des Fallschirmclubs Marl, Thomas Vilter, der Hörfunkagentur dpa/rufa am Donnerstag.
"Wir sind hier am Flugplatz Loemühle gestartet und auf einer Höhe von 4000 Metern mit zehn Mann ganz normal abgesprungen", schilderte Vilter. "Ich war in einer Fünfer-Gruppe. Wir haben also einen ganz normalen Formationssprung gemacht." Möllemann sei als Einzelspringer hinterher gesprungen.
"Was wir bis jetzt zusammenfassend sagen können: Er hat an einem voll intakten Fallschirm gehangen, und der ist auch ganz normal aufgegangen."
Möllemann habe in 1500, 1600 Metern Höhe den Schirm aufgemacht. "Und zu einem Zeitpunkt, der mir nicht klar ist, aber der ausreichend hoch war, hat er dann den Hauptschirm abgeworfen. Eine Störung war von hier aus, vom Boden aus, nicht zu erkennen."
Der Hauptschirm müsse abwerfbar sein, weil man sonst die Reserve nicht richtig aktivieren könne, sagte Vilter. Es könne immer sein, dass der Hauptschirm mal eine Störung habe. "Aber normalerweise zieht man dann ja auch die Reserve. Und das ist wohl unterblieben. Das ist uns allen eigentlich unerklärlich."
Möllemann springe normalerweise nicht in Marl. Er gehöre dem Fallschirmclub in Münster-Telgte an. Er vermiete aber eine Pilatus-Porta-Maschine. "Die gehört ihm zusammen mit einem Geschäftspartner", sagte Vilter. Er habe mitspringen wollen und sei mit in die Maschine eingestiegen.
Suizid sei "sehr wahrscheinlich"
Auch in Polizeikreisen hieß es, Suizid sei "sehr wahrscheinlich". Nach Zeugenaussagen sei Möllemann schon den Vormittag über ziemlich einsilbig gewesen.
Das Unglück ereignete sich auf einem Feld etwa 200 bis 300 Meter nördlich des Flughafens. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) hat eine Untersuchung eingeleitet. Wann erste Ergebnisse vorliegen werden, konnte ein BFU-Sprecher am Donnerstag in Braunschweig noch nicht sagen.
Aus Kreisen der Polizei hieß es, der tödliche Sprung habe etwa eine Viertelstunde nach Aufhebung der Immunität des Abgeordneten Möllemann im Bundestag stattgefunden. Die Staatsanwaltschaften Düsseldorf und Münster hatten anschließend begonnen, an verschiedenen Orten im Bundesgebiet Büros und Wohnräume des früheren FDP-Politikers zu durchsuchen. Die Aktion wurde nach dem Tod Möllemanns sofort beendet.
(sueddeutsche.de/AP/dpa)