Süddeutsche Zeitung

Möglicher Nachfolger an Armeespitze:Nordkorea befördert General zu Vize-Marschall

Lesezeit: 2 min

Kurz nach der überraschenden Entmachtung seines Armeechefs befördert Machthaber Kim Jong Un einen General zum Vize-Marschall. Hyon Yog Chol gilt als wahrscheinlicher Nachfolger an der Spitze der Armee - und als weiteres Beispiel für einen Generationswechsel in dem kommunistischen Land.

Kurz nach der überraschenden Entmachtung von Armeechef Ri Yong Ho hat das Regime im kommunistischen Nordkorea den Kreis seiner Vize-Marschälle der mächtigen Volksarmee erweitert. Armeegeneral Hyon Yong Chol wurde der Titel eines Vize-Marschalls verliehen, wie die Staatsmedien berichteten. Die Entscheidung löste im Nachbarland Südkorea sofort Spekulationen aus, er könne Ri als Generalstabschef nachfolgen. Ri war am Montag offiziell wegen Krankheit von allen seinen Aufgaben entbunden worden.

Ris Absetzung könne bedeuten, dass er einen Machtkampf mit dem in der nordkoreanischen Hierarchie rasch aufgestiegenen und im April zum Vize-Marschall ernannten Choe Ryong Hae verloren habe, sagte Koh Yu Hwan, Professor an der Dongguk-Universität im südkoreanischen Seoul. Er sieht Choe als Nummer zwei im Machtapparat, als den Mann, der bei der Armee als eine Art Stellvertreter für Kim Jong Un dient.

Der knapp 30-jährige Kim war erst vor einem halben Jahr nach dem Tod seines Vaters und Vorgängers Kim Jong Il im Dezember zum neuen Machthaber ausgerufen worden. Daniel Pinkston von der Internationalen Krisengruppe (ICG) sagte, die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass Ri geschasst worden sei. Er galt als enger Vertrauter des Vaters Kim Jong Il. Die Aufgabe des Armeechefs wurde unter anderem darin gesehen, Kim Jong Uns Stellung in der Armee zu stärken.

Hyon war im September 2010 zusammen mit dem neuen Machthaber Kim Jong Un und seine Tante Kim Kyong Hui sowie drei anderen Offizieren zum General ernannt worden. Er gehört dem 120-köpfigen Zentralkomitee der Arbeitpartei an, nicht aber deren mächtiger Militärkommission.

Laut dem Experten Yang Moo Jing von der Universität für Nordkorea-Studien in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul ist sonst wenig über Hyon bekannt. Gewissen Quellen zufolge soll er aus einer Familie stammen, die gemeinsam mit Nordkoreas Staatsgründer Kim Il Sung gegen die japanische Besatzungsmacht kämpfte. Nach Ansicht von Yang wird er "sehr wahrscheinlich" Nachfolger Ris als Generalstabschef.

Kim bricht mit Tradition

Kim Jong Un hatte zuletzt bei Personalentscheidungen jüngere Parteimitglieder befördert. Hong Hyun Ik, Experte des privaten südkoreanischen Sejong-Instituts, sprach von einem Generationswechsel. Er erwarte, dass in den kommenden Wochen weitere Altkader ihre Posten räumen müssen.

Unter Kim Jong Il blieben führende Funktionäre üblicherweise bis zu ihrem Tod im Amt. Kim Jong Un scheint dieses Prinzip sieben Monate nach seinem Amtsantritt nicht mehr fortzuführen. Hyon ist bereits die vierte Person, die von Staatschef Kim Yong Un seit dem Tod seines Vaters zum Vize-Marschall ernannt wurde.

Zuletzt überraschte Kim auch damit, sich mit einer nicht näher identifizierten Frau in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Die Koreanische Halbinsel ist seit 1953 in Nord- und Südkorea geteilt, als ein Waffenstillstand die Kampfhandlungen im Koreakrieg beendete. 2010 wurden vier Südkoreaner durch einen nordkoreanischen Artillerieangriff getötet. Im April scheiterte der Test einer nordkoreanischen Langstreckenrakete. Die innerkoreanische Grenze gilt als die am schwersten bewaffnete der Welt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1414327
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
AFP/dapd/dpa/kat
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.