Süddeutsche Zeitung

Modegeschichte:Die Rückkehr der Hotpants

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Sie wurden 1970 erfunden und passten perfekt in die Zeit der sexuellen Revolution. Dann verschwanden sie. Seit der Jahrtausendwende sind die kurzen Hosen wieder da.

Von Dennis Braatz

Um die Erfinder vieler großer Mode-Innovationen streiten sich bis heute Journalisten und Designer. Auf wen das Kleine Schwarze zurückgeht oder das Prêt-à-porter, die Haute Couture von der Stange, lässt sich nicht genau sagen. Im Falle der Hotpants aber geht es. Mariuccia Mandelli zeigte sie 1970 in Italien für ihre Modemarke Krizia als Erste. Mandelli war ursprünglich Lehrerin an einer Volksschule. Noch im selben Jahr schwappte die Hotpants-Welle nach Frankreich, Großbritannien und Deutschland, wo sie etwas holprig als "heiße Höschen" übersetzt wurden. Sie wurden deshalb so erfolgreich, weil sie die funktionalere Variante des gerade salonfähig gewordenen Minirocks waren. In Hotpants lässt sich Bein zeigen, aber unbeschwert Fahrrad fahren. Man kann darin über Tische, Bänke und Zäune springen und sich bücken, ohne dass gleich die Unterwäsche zu sehen ist. Das passte perfekt in die Zeit der sexuellen Revolution.

Designer wie Yves Saint Laurent griffen die Idee ein Jahr später in ihren Haute-Couture-Kollektionen auf, womit Hotpants auch in den USA berühmt wurden, allerdings mitten im Winter - kombiniert mit Wollstrumpfhosen, hohen Stiefeln und bodenlangen Mänteln. Sogar Stewardessen der Southwest Airlines trugen sie als Teil ihrer Dienstkleidung.

In den Achtziger- und Neunzigerjahren verschwanden die ultrakurzen Hosen weitgehend. Enttabuisierende Kleidungsstücke waren nicht mehr gefragt, weil sich das Frauenbild geändert hatte.

Zur Jahrtausendwende tauchten sie wieder auf, in Musikvideos von Gangster-Rappern bei deren Deko-Tänzerinnen und an einer Frau: Kylie Minogue. Deren goldfarbenes Exemplar hängt heute im Londoner Victoria and Albert Museum. Seitdem sind Hotpants in die Schränke der Frauen eingefallen. Sie werden jetzt, vorzugsweise als ausgefranste Jeans-Variante, in Fußgängerzonen getragen - und auf Schulhöfen.

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Quelle:
SZ vom 11.07.2015
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