Mixa kritisiert Kindergelderhöhung:"Eine Beleidigung der Familien"

Scharfe Worte aus Augsburg: Bischof Mixa kritisert die geplante Kindergelderhöhung des Kabinetts. Eine kinderfeindliche Gesellschaft sei bedrohlicher als die Bankenkrise.

Der Augsburger Bischof Walter Mixa kann es einfach nicht lassen. Immer wieder meldet er sich mit deftigen Äußerungen zu politischen Debatten zu Wort - diesmal zur geplanten Erhöhung des Kindergeldes um zehn Euro monatlich.

Augsburger Bischof Walter Mixa, AP

Der Augsburger Bischof Walter Mixa: "Die Bedrohung, die von einer kinderfeindlichen Gesellschaft für unser Land ausgeht, ist viel größer als die Bankenkrise und ihre Behebung genauso dringlich."

(Foto: Foto: AP)

Als "Beleidigung und grobe Missachtung der Leistung von Familien für unsere Gesellschaft" bezeichnete er den Kabinettsbeschluss. Die Erhöhung sei völlig unzureichend, um die gestiegenen Lebenshaltungskosten auch nur annähernd auszugleichen, sagte Mixa nach Angaben des Ordinariats.

Es sei "ein gesellschaftlicher Skandal ersten Ranges", dass die Regierung zur Rettung des maroden Bankensystems in wenigen Tagen Verpflichtungen zulasten des Steuerzahlers in dreistelliger Milliardenhöhe aufbringe, bei der Förderung von Familien aber jeden Cent dreimal umdrehe, sagte Mixa.

"Die Bedrohung, die von einer kinderfeindlichen Gesellschaft für unser Land ausgeht, ist viel größer als die Bankenkrise und ihre Behebung genauso dringlich", mahnte der Bischof angesichts der staatlichen Milliardenhilfe für den Bankensektor.

Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch, Kindergeld und Kinderfreibetrag bei der Steuer zu erhöhen. "Wir sorgen dafür, dass die Familien leichter über die Runden kommen", versprach Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU). Für die ersten beiden Kinder wird das Kindergeld um zehn Euro auf je 164 Euro aufgestockt.

Für das dritte Kind gibt es künftig 170 Euro pro Monat, für vier und mehr 195 Euro. Der Kinderfreibetrag steigt um etwa 200 auf 6000 Euro.

Insgesamt soll das Paket Familien um annähernd 2,5 Milliarden Euro entlasten. Bundestag und Bundesrat müssen noch zustimmen. Damit hätte eine Familie mit drei Kindern - wenn nur das höhere Kindergeld betrachtet würde - künftig 432 Euro pro Jahr mehr in der Tasche. Mit vier Kindern wären es 624 Euro mehr. Rund 18 Millionen Kinder und Jugendliche sollen davon profitieren.

Berechtigt nannte Mixa die Forderung des Familienbundes der Katholiken nach einem einheitlichen Steuerfreibetrag für Erwachsene und Kinder in Höhe von 8000 Euro und einem Kindergeld in Höhe von 300 Euro.

Mit dem vom Bundestag jüngst beschlossenen Ausbau der Kinderkrippen auf 750.000 Stätten macht die Bundesregierung nach Mixas Auffassung nicht Familien-, sondern Industriepolitik, mit der junge Frauen schon in den ersten drei Lebensjahren ihrer Kinder ohne Rücksicht auf das Kindeswohl wieder in den Arbeitsprozess integriert werden sollten.

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