Mittelmeer:Neue Flagge, neue Vorwürfe

FILE PHOTO: Iranian oil tanker Grace 1 sits anchored after it was seized in July by British Royal Marines off the coast of the British Mediterranean territory, in the Strait of Gibraltar

Die Grace 1 ändert ihren Namen und setzt ihre Fahrt ins Mittelmeer fort.

(Foto: Jon Nazca/REUTERS)

Irans in Gibraltar festgesetzter Tanker darf wohl auslaufen.

Von Moritz Baumstieger

Neuer Name, neue Flagge, neues Ziel: Der seit Wochen in Gibraltar festgehaltene Tanker macht sich offenbar zur Weiterfahrt bereit. Nachdem der oberste Minister der britischen Enklave, Fabian Picardo, die Festsetzung am Donnerstag aufgehoben hatte, bereitet sich die 25-köpfige Crew nun darauf vor, ins Mittelmeer weiterzufahren. Anstatt der Flagge Panamas, unter der das Schiff bisher fuhr, hissten sie die Fahne Irans. Die Änderung des Schiffsnamens, die seine iranischen Eigner verfügten, ist nicht so einfach zu vollziehen: Auf Fotos vom Freitag prangte noch immer der Schriftzug Grace 1 an Bug und Heck. Laut Dschalil Eslami, Vizechef der iranischen Seefahrtsbehörde, heißt es nun Adrian Darya.

Die Ladung des Tankers - 2,1 Millionen Barrel iranisches Rohöl - ist jedoch immer noch dieselbe. Weil die USA vermuteten, dass Teheran das Öl an eine syrische Raffinerie liefern und so EU-Sanktionen brechen wollte, hatten sie Anfang Juli Großbritannien darum gebeten, den Tanker festzusetzen. Iran bezweifelt, dass eine Lieferung an besagte Raffinerie unter die Sanktionen fallen würde und bestreitet zudem grundsätzlich, dass das Öl nach Syrien gehen sollte. Nach einer erneuten Zusicherung Irans, die Ladung in einem anderen Land zu löschen, hob Gibraltar nun die Festsetzung auf.

Picardo schloss nicht aus, dass sich das Oberste Gericht erneut mit dem Fall befassen werde

Die USA wollten sich damit nicht zufrieden geben. Außenminister Mike Pompeo erhebt nun den neuen Vorwurf, dass das Schiff von Irans Revolutionsgarden genutzt werde, die von den USA als Terrororganisation eingestuft werden. Sein Land werde alle Mittel ausschöpfen. Gibraltars Regierungschef Picardo schloss nicht aus, dass sich das Oberste Gericht der Enklave erneut mit dem Fall befassen werde, nachdem die USA in letzter Minute ein entsprechendes Gesuch an die britischen Behörden gerichtet hatten. Als Reaktion auf die Festsetzung der Grace 1 hatte Iran in der Straße von Hormus den britischen Tanker Stena Impero aufgebracht, den es immer noch festhält und so die ohnehin gravierenden Spannungen im Persischen Golf nochmals erhöht.

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