Mittelmeer:300 000 Euro Strafe für Retter

Italien lässt Flüchtlinge an Land - und belangt die Hilfsorganisationen. Die Crew der Mare Jonio erhielt einen hohen Bußgeldbescheid.

Von Andrea Bachstein

In Italien ist auch das Rettungsschiff Mare Jonio behördlich beschlagnahmt worden. Zuvor hatte die Küstenwache 31 aus dem Mittelmeer geborgenen Migranten von der Mare Jonio auf die sizilianische Insel Lampedusa gebracht. Noch in der Nacht zum Dienstag erhielten die Crew-Mitglieder der Mare Jonio den Bescheid über ein Bußgeld von 300 000 Euro. Der Vorwurf ist, dass die Freiwilligen der Hilfsorganisation Mediterranea Saving Humans gegen den Sicherheitserlass der italienischen Regierung verstoßen hätten. Das Dekret "Sicurezza bis" sieht Strafen von bis zu einer Million Euro für Hilfsorganisationen vor, die Flüchtlinge auf dem Meer aufnehmen und nach Italien bringen.

Am Montag war bereits das Rettungsschiff Eleonore der deutschen NGO Lifeline beschlagnahmt worden, das trotz Verbots im sizilianischen Pozzallo landete. Die Eleonore hatte acht Tage mit 104 Geretteten auf Landeerlaubnis gewartet. Deutschland, Frankreich, Irland, Portugal und Luxemburg nehmen die Migranten auf, teilte die EU-Kommission am Dienstag mit.

In Spanien kommen deutlich weniger Migranten an

Von der Mare Jonio, die vorige Woche fast 100 Menschen geborgen hatte, durften bereits in den vergangenen Tagen Minderjährige, Kinder, Frauen und dann noch einmal Personen mit medizinischen Problemen an Land, 31 verblieben zunächst an Bord. Nachdem die Schiffsführung den schwierigen psychischen Zustand der Flüchtlinge und ihren Entschluss zum Hungerstreik geschildert hatte, entschied die Küstenwache, die Leute an Land zu bringen. Die Mare Jonio wurde im Hafen Lampedusas mit dem Bußgeldbescheid empfangen. Dass das Schiff trotz Erlaubnis zu landen beschlagnahmt wurde, nannte Mediterranea Saving Humans "die letzte Rache derer, die es nicht ertragen können, dass sich Menschlichkeit durchsetzen sollte". Die Alan Kurdi der deutschen NGO Sea Eye wartete am Rand von Maltas Hoheitsgewässern weiter mit 13 Geretteten auf die Erlaubnis einzufahren.

Unterdessen kamen in Italien an anderen Orten Hunderte Migranten an. Unter anderem brachte die Küstenwache 29 vor Libyen Gerettete an Land. Im westlichen Mittelmeer rettete Spaniens Küstenwache am Montag fast 200 Migranten. In der Straße von Gibraltar seien 73 Menschen aufgenommen worden, erklärte die Küstenwache laut der Agentur Reuters. Weitere 110 Menschen seien im Alboran-Meer zwischen Spanien und Marokko gerettet worden. Dieses Jahr sind in Spanien laut Regierung bisher 18 000 Migranten aus Nordafrika angekommen, 39 Prozent weniger als im selben Zeitraum 2018.

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