Mitt Romney in Israel:Schon disqualifiziert
Wer reist, möchte dazulernen. Der US-amerikanische Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Mitt Romney, gibt in Jerusalem jedoch ein anderes Bild ab.
Reisen bildet. Also sollte man vermuten, dass Mitt Romney, der republikanische Herausforderer von Barack Obama, während seines Besuchs in Israel dazulernen will. Falsch! Fast alles, was der Aspirant in Jerusalem anstellt, schürt den Eindruck, dass er nicht einmal zu begreifen versucht, wie vertrackt die Lage im Nahen Osten ist. Stattdessen malt Romney die Krisenregion in Schwarz-Weiß: Israel ist gut, der Rest - Palästinenser und Mullahs in Iran - soll sich gefälligst fügen.
Dieses einseitige Weltbild ist weniger tumb als kalt kalkuliert. Romney wirbt in Jerusalem um Wahlkampfspenden (Mindestpreis 50.000 Dollar für jeweils zwei Plätze beim Frühstück). Und er umgarnt die jüdischen Wähler daheim. Die Republikaner hoffen, dass die Spannungen zwischen Obama und Israels Premierminister Benjamin Netanjahu diesmal viele von ihnen ins konservative Lager treiben. Also tut Netanjahu, was Romney von ihm erwartet: "Mitt, da kann ich nur voll und ganz zustimmen", säuselte Bibi, da sein Gast schwadronierte, wie wild entschlossen er sei, Irans Atom-Zentrifugen mit Waffengewalt zu zerschmettern.
Der Ausflug nach Israel mag Romney kurzfristig helfen. Langfristig jedoch hat der Republikaner Schaden angerichtet: Der Nahe Osten braucht die Vereinigten Staaten als Mittler. Als solcher hat sich dieser Möchte-gern-Präsident bereits disqualifiziert.