Süddeutsche Zeitung

Misshandlung irakischer Gefangener:Bericht prangert "abstoßende Gewalt" britischer Soldaten an

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Seine Häscher fügten ihm 93 Verletzungen in 36 Stunden zu: Der irakische Zivilist Baha Mousa wurde 2003 in britischer Gefangenschaft zu Tode geprügelt. Ein Untersuchungsbericht erhebt schwere Vorwürfe gegen das Militär. Die angewandten Verhörtechniken seien schon lange verboten gewesen. Das Verteidigungsministerium nennt das Ergebnis "beschämend" - und gelobt Besserung.

Der Iraker Baha Mousa war 26 Jahre alt, als er im Jahr 2003 in Gefangenschaft ums Leben kam - zu Tode geprügelt von britischen Soldaten. Der Skandal befleckte den Ruf des Militärs im Vereinigten Königreich. Seine genauen Umstände beleuchtet nun ein neuer Untersuchungsbericht, der in London vorgestellt wurde. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen das Verteidigungsministerium der damaligen Regierung von Tony Blair. Und er offenbart Fehler in der Kommandostruktur der Armee.

Der Hotelangestellte Mousa war im südirakischen Basra - wie auch neun andere Gefangene der Briten - mit umstrittenen Verhörmethoden traktiert worden: Ihm wurde eine Kapuze übergestülpt, er musste in schmerzhafter Haltung verharren, er wurde mit Lärm beschallt und am Schlafen gehindert. Diese Praktiken hätten gar nicht zum Einsatz kommen dürfen - sie seien seit 1972 verboten. Die Soldaten des 1. Bataillons des Queen's Lancastershire Regiments hätten jedoch angegeben, nichts von dem Verbot gewusst zu haben. Zu diesem Schluss kommt die Untersuchung, die Sir William Gage, Richter im Ruhestand in London, geleitet hat.

93 Verletzungen in 36 Stunden

Der 26 Jahre alte Familienvater sei gestorben, nachdem er "eine abstoßende Folge von schwerer, grundloser Gewalt" erlitten habe, heißt es in dem Bericht. Demnach erlitt Mousa in 36 Stunden 93 Verletzungen, darunter Rippenbrüche und eine gebrochene Nase. Seine schlechte körperliche Verfassung habe letztlich in Verbindung mit einem Kampf mit seinen Bewachern zum Tode geführt.

Ein Soldat habe Mousa wenige Minuten vor seinem Tod angegriffen, ihn geschlagen und womöglich getreten. Zu diesem Zeitpunkt sei Mousa bereits wegen Nahrungs- und Wassermangel, wegen Hitze, Erschöpfung und Angst sowie vorausgehender Verletzungen und der Kapuze, die er tragen musste, geschwächt gewesen.

Sir William Gage spricht von einem "sehr ernsthaften Regelbruch". Mehrere britische Soldaten trügen eine "schwere Verantwortung für die Tragödie". Die Ereignisse könnten dem Bericht zufolge nicht als Einzelfall behandelt werden. Der kommandierende Offizier Jorge Mendonca hätte wissen müssen, was in dem Gebäude vor sich ging, lange bevor Mousa starb.

"Bedauerlich, schockierend und beschämend"

Der Untersuchungsbericht hat einem Bericht des Guardian zufolge zwei Jahre in Anspruch genommen und 13 Millionen Pfund gekostet. Mittlerweile liege er der Regierungsorganisaton Crown Prosecution Service vor. Sie müsse entscheiden, ob etwas unternommen würde.

Gage bemerke in seinem Bericht, dass Mousa festgenommen worden sei, weil in dem Hotel, in dem er arbeitete, Waffen gefunden worden waren. "Ich halte es dennoch für sehr unwahrscheinlich, dass einer der Häftlinge in aufrührerische oder terroristische Aktivitäten verwickelt war", wird der Richter zitiert.

Der pensionierte Richter spricht zwar nicht von systematischer Misshandlung von irakischen Verdächtigen - doch er kritisiert das Fehlen von "klaren Richtlinien des Verteidigungsministeriums, wie Verhöre zu führen sind", heißt es in dem Artikel weiter.

Staatssekretär Liam Fox nannte die damaligen Ereignisse "bedauerlich, schockierend und beschämend". Er sagte, man wolle sich nun eng an den Empfehlungen der Untersuchungskommission orientieren, um so etwas in Zukunft zu verhindern.

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