Katholische Kirche und Missbrauch:Ermittlungsverfahren gegen Erzbischof Zollitsch

Die Staatsanwaltschaft Freiburg ermittelt gegen Erzbischof Zollitsch wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch von Kindern. Bischofskonferenz und Erzdiözese halten die Vorwürfe für unbegründet.

Wolfgang Jaschensky

Gegen den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, wird wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch von Kindern ermittelt.

Eröffnungsgottesdienst Bischofskonferenz

Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

(Foto: dpa)

Die Staatsanwaltschaft in Freiburg bestätigte entsprechende Berichte von ARD und Südkurier, wonach ein Strafverfahren gegen Zollitsch eingeleitet worden sei.

Hintergrund sei eine entsprechende Anzeige vom Mai, sagte Oberstaatsanwalt Wolfgang Maier und bestätigte damit ein Bericht des ARD-Magazins Report Mainz.

Dem katholischen Geistlichen wird in der Anzeige vorgeworfen, als Personalreferent 1987 die Anstellung eines Paters veranlasst zu haben, obwohl von diesem bekannt gewesen sei, dass er sexuelle Übergriffe begangen habe. Die Taten sollen sich danach in der Gemeinde Birnau am Bodensee ereignet haben.

Die Freiburger Behörde gab deswegen das Verfahren an die Staatsanwaltschaft Konstanz ab, weil dort die mutmaßliche Haupttat verfolgt wird. In Konstanz gingen die Akten bislang aber nicht ein, wie Oberstaatsanwalt Christoph Hettenbach zu sueddeutsche.de sagte. Sollte das Verfahren gegen den Pater etwa wegen Verjährung eingestellt werden, wäre auch das Verfahren gegen Zollitsch hinfällig.

Das Erzbischöfliche Ordinariat weist die Vorwürfe nach dem Bericht von Report Mainz zurück. Die Erzdiözese Freiburg habe erst im Jahr 2006 von dem Missbrauchsfall erfahren, heißt es in einer Erklärung des Ordinariats, die sueddeutsche.de vorliegt.

"Die Anschuldigungen entbehren jeder Grundlage"

Außerdem habe Bischof Zollitsch 1987 als damals zuständiger Personalreferent der Erzdiözese keinesfalls eine erneute Anstellung dieses Paters in Birnau veranlasst. Dem Bistum lägen zwar Hinweise vor, dass der beschuldigte Pater erneut zur Klostergemeinschaft des Zisterzienserordens in Birnau gehörte. Deren Zusammensetzung werde aber vom Abt des Ordens geregelt. Dieser trage die alleinige Verantwortung für das Gebiet.

Auch die Bischofskonferenz hält die Vorwürfe gegen Zollitsch für haltlos. "Die Anschuldigungen entbehren jeder Grundlage", sagte ein Sprecher zu sueddeutsche.de und verwies auf die Erklärung des Ordinariats Freiburg. Es stehe außer Frage, dass Zollitsch den betreffenden Priester nicht in das Kloster versetzt habe.

Zollitsch ist auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und hatte seinen Augsburger Amtskollegen Walter Mixa nach Prügelvorwürfen im April öffentlich zu "einer Zeit der geistlichen Einkehr und der räumlichen Distanz" geraten.

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