Missbrauchsfall Lügde:Schützen und helfen

Traumatisierte Kinder müssen überall schnell Hilfe bekommen.

Von Ralf Wiegand

Es werden schmerzhafte Monate werden im nordrhein-westfälischen Detmold. Das dortige Landgericht verhandelt von diesem Donnerstag an einen großen Fall von sexueller Gewalt gegen Kinder, die auf dem Campingplatz Lügde einfach nur eine gute Zeit haben wollten. Und jetzt: 33 missbrauchte Kinder, drei Beschuldigte, nahezu 500 Taten.

Neben der Verantwortung, gerechte Urteile zu sprechen, geht es ganz besonders auch darum, die Opfer zu schützen. Die größte Verantwortung liegt dabei bei den mutmaßlichen Tätern, die, wenn sie aussagen würden, den Kindern den Auftritt vor Gericht ersparen können. Ob das in Detmold geschehen wird, ist noch unklar.

Aber dann beginnt auch wieder die Verantwortung des Staates. Experten wissen, dass auch Traumata wie in Lügde Kindern nicht automatisch das ganze Leben versauen müssen. Manche haben eine sehr stabile Psyche, andere rettet die beste Hilfe zum frühesten Zeitpunkt. Aber wer bekommt die? Sexuelle Gewalt gegen Kinder ist nie nur der spektakuläre Einzelfall, sondern - brutal genug - die Regel. Bisher aber ist es beinahe Zufall, ob ein Kind etwa Zugang zu einer Trauma-Ambulanz hat, manche Länder haben welche, andere nicht - der Bund könnte sie vorschreiben. Wenn jedes Kind Opfer werden kann, wie Lügde zeigt, muss jedem Kind überall geholfen werden können.

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